AERZTE Steiermark | Oktober 2022

12 Ærzte Steiermark || 10|2022 cover Information soll noch weiter verstärkt werden – etwa mit dem Versand von InfoKärtchen an alle Ärztinnen und Ärzte. Die zentrale Botschaft aller Initiativen formuliert Neshat Quitt: „Es gibt jemanden, der sich auskennt.“ Und hilft. Kontakte: AMBOSS: T. +43 316 8044-41, amboss@aekstmk.or.at. Anonyme Telefonsprechstunde jeden Donnerstag, 17.00 bis 18.00 Uhr unter +43 664 96 57 749. https://www.aekstmk. or.at/50?articleId=9221 Ethik- und Beschwerdekommission: Nicole Eichberger, T +43 316 8044-28, ngl.aerzte@ aekstmk.or.at https://www.aekstmk. or.at/50?articleId=129 Referat für Ärztliche Sondereinsätze, T: +43 316 8044-0 Team: Dr. Neshat Quitt (Referentin), Dr. Kristina Köppel-Klepp (Referentin), Dr. Michael Adomeit (CoReferent), Dr. Gerhard Postl (Co-Referent), Dr. Reinhard Domanyi (Co-Referent) https://www.aekstmk.or.at/84 (Referate) Der Verein Second Victim ist in der Pandemie entstanden. Der Bedarf an Beratung und Therapie für Menschen in Gesundheitsberufen, die nach einem traumatischen Erlebnis im Job selbst in die Opferrolle zu geraten drohen, bestand schon lange. Aber noch nie zuvor hatte sich die Lage so zugespitzt wie in den vergangenen zweieinhalb Jahren. „Am Abend sitzt du da und weißt nicht, warum dir die Tränen runterrinnen.“ So lautet ein Blogbeitrag der Gründerin des Vereins Second Victim. „Im Laufe einer medizinischen Karriere ist damit zu rechnen, dass jeder einmal zu einem Second Victim wird. Es ist keine Frage des Obs, sondern eine Frage des Wanns.“ Derart klare Worte, gestützt auf Studienergebnisse, findet die niederösterreichische Anästhesistin und Notfallmedizinerin Eva Potura, wenn man sie nach ihrer Motivation für die Vereinsgründung fragt. Die Notwendigkeit für Menschen in Gesundheitsberufen, nach potenziell traumatisierenden Ereignissen rasch Hilfe und Entlastung zu finden, war ihr schon lange bewusst. In Folge eines besonders belastenden COVID-19-Todesfalls reifte in ihr dann die Idee, zu diesem Zweck einen Verein zu gründen. „Ich habe mir gedacht, ich probiere Mensch bleiben – kein Opfer werden es einfach – was soll denn schiefgehen? Schlimmstenfalls passiert doch einfach nichts“, erzählt Potura. Viel besser als nichts Das Ergebnis ist ein Verein zur Unterstützung von insbesondere medizinischem Personal nach kritischen Situationen mit einem (Beinahe-) Patient*innenschaden, den Potura mit der Unterstützung von Freunden ins Leben gerufen hat. Hilfreich bei der Professionalisierung des Vorhabens war auch Poturas Vernetzung mit jenen 10.500 Twitter-Followern, die in der Pandemie ihre Tweets aus dem Bereich der Intensivmedizin mitverfolgt haben. Die Kontaktaufnahme von Betroffenen mit den Helfenden erfolgt per Telefonhotline oder E-Mail; angeboten werden entlastende Gespräche in der Akutsituation, professionelle Beratung, kostenlose Therapiemöglichkeiten und Fortbildungsangebote. Einen Überblick über das Angebot erhalten Interessierte unter www.secondvictim.at. Im Zuge einer Ringvorlesung der Meduni Wien zum Thema „Eine von 5 – Gewalt im Gesundheitsbereich“ werden heuer im November auch schon Medizinstudierende für das Thema sensibilisiert. Je bekannter das Hi lfsangebot ist, umso früher werden Betroffene Unterstützung suchen und finden. „Unser Slogan lautet ,Mensch bleiben – kein Opfer werden´“, so Potura. Und dazu braucht es rechtzeitige Hilfe, bevor Selbstvorwürfe und SchuldSecond Victim- Gründerin und Anästhesistin Eva Potura: „Im Laufe einer medizinischen Karriere ist damit zu rechnen, dass jeder einmal zu einem Second Victim wird …“ Foto: Second Victim/Marco´s Photography

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=