AERZTE Steiermark | Juni 2022

niedergelassene Ärztinnen und ärzte Ærzte Steiermark || 06|2022 39 Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Husten ist das neue Furzen „Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?“, soll Martin Luther gefragt haben. Ich stelle mir gerade die Gesichtsausdrücke vor, wenn heutzutage die Bedienung im „Drei-Hauben-Tempel“ nach dem Dessert mit dieser Frage an den Gast herantreten würde. Es hat sich viel geändert bezüglich des Ablassens von überflüssigen Gasen aus dem Körper in aller Öffentlichkeit. Vielleicht nicht zum Segen eines jeden, wenn ich an die vielen Klagen über Blähbäuche und abdominelle Schmerzen denke. Manch einem oder einer tät´s vielleicht ganz gut. Trotzdem bin ich insgesamt sehr froh, dass das öffentliche Furzen stark an gesellschaftlichem Ansehen eingebüßt hast. Da wir mittlerweile nicht mehr coram publico flatulieren, ist ein anderer Mechanismus des Körpers in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit geraten. Vor zweieinhalb Jahren war es noch gang und gäbe, in Gesellschaft laut bellend den Schlatz aus den Bronchien zu entleeren. Und selbigen in die rechte Hand zu schleimen und diese dann darzureichen: „Grüß Gott , Frau Doktor, mir geht’s so schlecht.“ Mittlerweile ist schon ein leises Hüsteln zur Untat geworden. Meine Wenigkeit hat jeden Frühling mindestens einen Monat Husten, wenn der letzte Infekt nahtlos in die Pollensaison übergeht. Schon in meiner Kindheit drohte mein alter HNO-Arzt mit den Worten: „Ulrike, du musst aufhören zu husten! Sonst schicken wir dich auf die Stolzalm.“ Selbige wurde zum Angstort für mich, obwohl ich niemals dort war. Ich habe sogar bei jeder neuen Turnuszuteilung gezittert, ob mich doch einmal die Stolzalpe ereilen würde. Und das mit dem, dass Ulrike einfach aufhört zu husten, hab ich bis heute nicht hinbekommen. Vor ein paar Jahren bin ich einmal im Sprechzimmer gesessen, nach Luft japsend und kurz vor dem Erstickungstod. Im Warteraum daneben eine Patientin (verwitwete Hofratsgattin mit gewöhnungsbedürftiger Persönlichkeit), die keifte: „Na so was von einem Raucherhusten. Schämen sollte die sich. Und das als Ärztin.“ Da ich keine Luft bekam, konnte ich nichts dagegen sagen. Nicht auszudenken, was sie zu meinem heurigen Husten sagen würde. Gerade ist meine Cousine zur Orditür raus. Reizhusten. Ziemlich therapieresistent. Das geplagte Wesen ist Zahnärztin, trägt den ganzen Tag Maske, unter der man schwer atmet, und muss natürlich mit den Patienten sprechen (die zwar nicht antworten können, aber das ist eine andere Geschichte). „Weißt, wie mich die Leute anschauen, wenn ich huste?“, fragt sie mich anklagend. „Das geht gar nicht. Da wärs echt gscheiter zu furzen.“ Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Foto: Stelzl, Ärztekammer/Schiffer y Für die drei Jahre 2019 bis 2021 wurde für am 1.7.2022 im aufrechten Dienstverhältnis stehende Vollzeitbeschäftigte eine einmalige Zahlung von EUR 550,– (brutto) vereinbart. Teilzeitbeschäftige erhalten den entsprechenden Anteil. Bereits bezahlte Leistungs- und Jahres- bzw. Coronaprämien innerhalb der 30 Monate vor dem 1. Juli 2022 werden angerechnet. y Die Normalarbeitszeit wird ab 1. Juli 2022 von 40 auf 38,5 Stunden gesenkt. Die Senkung um 1,5 Stunden gilt für alle, die zumindest 21 Wochenstunden arbeiten. Bis zu 20 Wochenstunden beträgt die Reduktion 1 Stunde, bis zu 10 Wochenstunden beträgt die Reduktion eine halbe Stunde. y Das kollektivvertragliche Mindestgehaltsschema wird ab 1. Juli 2022 um 2,66 Prozent erhöht. y Das Ist-Gehalt (über dem kollektivvertraglichen Mindestgehaltsschema) wird ab 1. Juli 2022 um 2 Prozent (gerundet auf den nächsten vollen EuroBetrag) erhöht, soweit das Gehalt 2.200 Euro nicht übersteigt. Seit 1. Juni 2019 gewährte Gehaltserhöhungen können angerechnet werden. Prämien und bereits gewährte Gehaltserhöhungen ab 1. Juni 2019 werden angerechnet. Die Eckdaten des neuen Kollektivvertrages „In gegenseitiger sozialpartnerschaftlicher Wertschätzung konnten die Verhandlungsteams nach langer Zeit des Stillstandes rasch einen richtungsweisenden Abschluss erzielen.“ Vizepräsident Dietmar Bayer

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