AERZTE Steiermark | Jänner 2022

6 Ærzte Steiermark || 01|2022 Bereich Eiko Meister Endlich Fairness für Ärztinnen und Ärzte Es war einmal … vieles gut in der Steiermark. Als allererstes Bundesland hat sie es geschafft, ein brauchbares, arbeitszeitgesetzkonformes Gehalts- und Dienstrechtsmodell mit der Ärztekammer zu verhandeln, darüber Einigkeit herzustellen und umzusetzen. Das war Vorbild und Benchmark für viele andere Bundesländer. Nur: Das ist jetzt auch schon sieben Jahre her und seither ist kaum etwas geschehen (um nicht nichts zu sagen). Das Ergebnis dieser freudvollen Langzeit-Schock- starre: Diese anderen haben uns längst überholt. Die steirischen Landeskrankenhäuser haben ihre Attraktivität als Arbeitgeber für Ärztinnen und Ärzte längst eingebüßt. Hunderte Ärztinnen und Ärzte sind weggegangen, mehr als 80 ärztliche Ar- beitsstellen sind aktuell vakant. Die Coronakrise tut seit dem Vorjahr das Ihrige dazu, damit sich die Lage weiter verschärft. Die Opfer der Landes-Agonie sind nicht nur die Ärztinnen und Ärzte, sondern alle Steirer­ innen und Steirer. Weil sie angesichts der Perso- nalknappheit und Frustration nicht die optimale Betreuung bekommen können, die sie erwarten und verdienen. Wir haben das dem Land immer wieder mitge- teilt. Mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gibt, nicht einmal den erkennbaren Versuch, eines zu erzielen. Fazit: Es reicht. Fazit: Es wird Zeit, dass etwas ge- schieht. Unser Slogan: „Fair zu den Ärztinnen und Ärzten. Gut für die Steirerinnen und Steirer.“ Man könnte es auch negativ formulieren: Feh- lende Fairness des Landes gegenüber seinen Ärz- tinnen und Ärzten ist schlecht für die Gesund- heitsversorgung der Steirerinnen und Steirer. Es ist also überfällig, für die Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark etwas zu tun. Liebes Land Stei- ermark, stell dich nicht länger tot. Sei endlich fair zu deinen Spitalsärztinnen und Spitalsärzten. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Die Impfung schützt vor schweren COVID-19 Erkran- kungen, aber sie ist kein Schutzschirm, an dem das Virus abprallt. Das Risiko der Ansteckung und die Übertrag- barkeit des Virus werden aber durch die Impfung redu- ziert. Modellrechnungen belegen, dass die Anzahl der Infektionen im Herbst ohne Impfstoffe empfindlich höher gewesen wäre. Die Impfung funktioniert bei einem so ansteckenden Virus nur dann, wenn fast die ganze Bevöl- kerung immunisiert wird. Damit wird Herdenimmunität nicht automatisch erreicht – das ist gar nicht notwendig. Es genügt, wenn das Virus durch die Impfung für die Bevölkerung ungefährlich wird. Derzeitige Impfstoffe – auch in angepasster Form – werden aber nicht ausreichen, um zukünftige Wellen zu verhindern. Heißt das, die Durchseuchung kommt und die Pande- mie ist nach Omikron vorbei? Das wäre naiv gedacht. Durchseuchung ist nichts anderes als epidemiologisches Beamten-Mikado vor einer apokalyptischen Kulisse. Die Argumente für eine Durchseuchung funktionieren nur in mathematischen Modellen, wenn die Modellierer zu wenig von Biologie verstehen und ihre Formeln mehr im Auge haben als die Auswirkungen auf das Gesundheits­ system und in weiterer Folge auf die systemkritische In- frastruktur, die eine Gesellschaft letztendlich trägt. Bei zu hohen Infektionszahlen würde eine Vielzahl an Virusvarianten entstehen, deren Auswirkungen man noch gar nicht abschätzen kann. Die rasche Umsetzung einer Impfpflicht für alle, die sich ohne gesundheitliche Beden- ken impfen lassen können, kann diesen Wildwuchs an neuen Virus-Varianten eindämmen, weil das Infektions- geschehen verzögert wird. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung ist impfwillig. Jetzt gilt es, zielgruppenorientiert Impflücken zu schlie- ßen, auf Ursachen des Impfverweigerns (wie z. B. Nadel- Phobien) proaktiv einzugehen und den Immunisierungs- grad in der Bevölkerung konsequent mit adaptierten Impfstoffen aufzufrischen. Die Risiken der Impfung ste- hen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Der österreichische Mathematiker Dr. Kristan Schneider ist Professor für Modellbildung und Simulation an der Hochschule Mittweida in Sachsen. Sein Forschungsschwer- punkt ist die Modellierung epidemiologischer Prozesse. 2 d batte Kristan Schneider Impfpflicht oder Durchseuchung?

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