AERZTE Steiermark | April 2021
niedergelassene Ärztinnen und ärzte Ærzte Steiermark || 04|2021 45 Fotos: Stelzl, Adobe Stock Der ganz normale Praxiswahnsinn praktisch täglich Von Ulrike Stelzl Der Frühling naht Ich muss gestehen, ich beteilige mich nicht an der allgemeinen Testitis. Natürlich teste ich brav mich und mein Team, aber die Patienten gehen in die nahegelegene Apotheke. Dort ist massenhaft Platz, genug Personal und die freuen sich über Schlangen von Wartenden am Parkplatz. Ich kümmere mich lieber um die ganz normale hausärztliche Tätigkeit. Diese ist sowieso schon längst alles andere als normal. Wegen meiner Terminpraxis haben wir im Wartezimmer noch niemals Men- schenmassen gestapelt. Aber jetzt muss man halt noch mehr aufpassen, dass nie zu viele auf einmal in der Praxis sind. Au- ßerdem gibt es die, die es schaffen ein ganzes Wartezimmer für sich zu brauchen, weil sie sich genau in die Mitte hineinstellen, statt in einer Ecke Platz zu nehmen. Und die anderen, die sich weigern, überhaupt ins Wartezimmer zu gehen. Auch wenn es leer ist. Wahrscheinlich hockt dort das böse Coronavirus auf der Lauer und wartet darauf sie anzuspringen. Ich selbst bin dem dort noch nie begegnet, obwohl ich jeden Abend eine Run- de mache, das Licht ausschalte und eventuell liegengelassenen Müll einsammle. Die Arbeit wird immer mehr und immer mühsamer. Nach wie vor ist es schwer, Termine in den Ambulatorien zu ergattern. Nach wie vor sind viele Kontrollen von den Krankenhäusern ausgelagert beim Hausarzt durchzuführen. Dazu kommen immer mehr frustrierte Menschen und psychisch auffällige Kinder. Manchmal denke ich, dass ich mit fünf Patienten und ihren Nöten am Tag auch völlig ausgelastet wäre. Nur wohin dann mit den restlichen fünfundsiebzig? Den ganzen Tag mit Maske rumzurennen hilft auch nicht wirklich. Kopfweh, Migräne, Übelkeit, Beklemmungen. Das volle Programm. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich mich das letzte Mal wohlgefühlt habe. Ist schon ein Weilchen her. Ich bräuchte auch am Wochenende (das ich auch teilweise in der Ordi verbringe) immer mehr Erholung, als ich kriegen kann. Aber der Frühling steht vor der Tür und die Leute wollen Ohrringe für sich selber oder für ihre Kinder. Ich finde das gut. Endlich mal etwas Schönes zum Drauffreuen. Schieße ich doch gern. Es muss auch Zeit sein für ein bisschen Lebensfreude. Blöd nur, dass mir die Ohrringe ausgegangen sind. Und noch blöder, dass die aus England kommen. Brexit. Meine Firma für Medizinbedarf kriegt keine mehr. Und hat derzeit verständ- licherweise auch andere Probleme und Prioritäten. Aber der Mensch lebt nicht vom Covidtest allein. Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für Allgemein medizin. Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2 Der ganz normale Praxiswahnsinn“ (erhältlich bei Amazon) Abwesenheitsmeldungen bei Ordinations- schließung (Urlaub, Krankheit etc.) – via Ärztekammer-Homepage Abwesenheitsmeldungen können einfach und unbürokra- tisch über unsere Homepage erfolgen. y Bitte loggen Sie sich auf www.aekstmk.or.at in den internen Bereich ein. y Sie finden unter der Rubrik „Für Ärzte“/„Niedergelas- sene Ärzte“ den Button „Abwesenheiten verwalten“. y Sobald Sie Ihre Eintragung auf der Homepage vor genommen haben, wird die Meldung an die Ärzte kammer und an die Österreichische Gesundheitskasse durchgeführt. y Alle Abwesenheits- und Vertretungsmeldungen wer- den in der Ärztinnen- und Ärztesuche (www.aekstmk. or.at/46 ) sowie auf www.styriamed.net (bei styriamed. net-Mitgliedern) veröffentlicht und an das Rote Kreuz weitergeleitet (zur Auskunftserteilung durch das Ge- sundheitstelefon 1450 sowie zur Veröffentlichung auf der Website www.ordinationen.st ). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Informations- und Mitgliederservice Tel. 0316-8044-0 Kassenvertragsärzte müssen Abwesenheiten laut Kassenvertrag bzw. Honorarordnung mel- den. Eine Bekanntgabe im Internet ist im Sinne des Patientenservice sinnvoll. Sie erfolgt über die „Ärztesuche“ auf der Website der Ärztekam- mer Steiermark und auf ordinationen.st Barrieren sorgt. Damit gibt es aber auch finanziellen Spiel- raum für Verbesserungen, zu- mal doch immer versichert wurde, dass Kosteneinspa- rungen kein Motiv sind. Fazit: Der nicht mehr ganz so neue Bereitschaftsdienst feiert zwar Geburtstag, aber erwachsen, im Sinne von aus- gereift, ist das Kind deshalb noch lange nicht. Noch ist aber Zeit. Denn schließlich läuft der Pilot- versuch noch ein Jahr, bis zum April 2022. Wobei die „Corona“-Thematik wohl auch dazu beigetragen hat, dass diesem Bereitschaftsdienst im Jahr 2020 nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit zuteil wurde. gesundheitsversorgung-steier- mark.at/arztlicher-bereit schaftsdienst/ „Es gibt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten.“ Christoph Schweighofer
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