AERZTE Steiermark | April 2021

32 Ærzte Steiermark || 04|2021 wirtschaft & Erfolg Kennzahlen bringen Kostentransparenz Woher kommt das Geld in die Ordination, wohin fließt es wieder? Dazu liefert die heutige Praxis-EDV den Ärzt*innen viele Daten. Sie erleichtern es, wirtschaftliche Kennzahlen der Ordination zu errechnen. Gewinn und Kosten werden damit transparenter. Walter Hoch Ärztinnen und Ärzte sind nicht umsonst Ärztinnen bzw. Ärzte geworden: Sie ha- ben diesen Beruf gewählt – sind in vielen Fällen auch eher einer Berufung gefolgt –, um Kranke zu behandeln und/ oder Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Viele gehen in ihrem Beruf bzw. ihrer Berufung dermaßen auf, dass für eine Befassung mit den wirtschaftlichen Belangen ih- rer Niederlassung wenig Zeit und/oder auch wenig innere Bereitschaft besteht. Um sol- ches möge sich der Steuer- berater kümmern – und das ist ja auch wirklich nötig, um eine Praxis professionell zu führen. Aber: Ein wenig eigener Einblick in die dröge Welt der Betriebswirtschaft schadet nicht. Denn die Heil- kunst übt sich doch leichter und auch sicherer aus, wenn man ihre wirtschaftliche Ba- sis selbst ein wenig in den Blick nehmen kann und im Fall des Fal les wenigstens nicht völlig unvermutet im Regen zu stehen kommt. Je nachdem, wie stark sich ein Arzt/eine Ärztin mit den wirtschaftlichen Abläufen in der Ordination beschäftigt, wird er/sie die wirtschaftsrele- vanten Teile der Ordinations- Software kennen und nutzen. Diese EDV-Tools umfassen u. a. Funktionen für Abrech­ nungs-, Patientendaten, sta- tistische Erfassung von Dia- gnosen, Krankheitsverläufen oder Medikationen. Auch das Ordinationsteam kann wirtschaftlich nützbare Da- ten sammeln, etwa indem es Anzahl, Zeit und Anlass von Anrufen in einer Tabelle lis­ tet. Auch Informationen aus den Unterlagen des Steuerbe- raters können herangezogen werden. Zahlen in Relation bringen Den ersten Schritt bi lden absolute Zahlen, die gleich- sam auf der Hand liegen. Sie stehen einzeln für sich, wie die Anzahl der behandelten Patient*innen oder die Sum- me der Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum. Wer- den sie mit anderen Zahlen- größen in Beziehung gesetzt, entstehen daraus relat ive Zahlen. Sie werden häufig als Quotient oder Saldo aus- gewiesen. Die Öffnungszeit der Ordination in Minuten als Zähler, dividiert durch die darin behandelte Anzahl der Patient*innen als Nen- ner ergibt die durchschnitt- liche Behandlungsdauer pro Patient*in in Minuten. Diese Kennzahl erfüllt auch das Kriterium, dass wirt- schaftsrelevante Kennzahlen reversibel sein sollen und auch den umgekehrten Sachver- halt ausdrücken können. Die Patient*innen dividiert durch die Zeiteinheit ergibt, wie viele Patient*innen durch- schnittlich beispielsweise pro Stunde behandelt wurden. Verlaufskennzahlen ar- beiten mit größeren Zeiteinheiten, sie spiegeln etwa die Ent w i c k l u ng der Patienten- zahlen in den letzten 4 oder 12 Quar- talen wider. Wie zufrieden diese Patient*innen aber sind, das zu messen sind in der Regel Hilfsmittel wie Fra- gebögen oder Notenskalen nötig. Harte Kennzahlen wer- den so mit weichen ergänzt. Die genaue Berechnung er- leichtern Excel-Vorlagen oder Spezial-Software. Erfolgskennzahlen Klassische Bet r iebskenn- zahlen sind komplexer, sie arbeiten mit Zahlen zum Um- satz, den Ausgaben, der Ver- mögensstruktur usw. Grob lassen sie sich in Erfolgs-, Liquiditäts-, Rentabi litäts- kennzahlen und Kennzahlen zur Vermögensstruktur un- terteilen. Gleichsam auf den ersten Blick stellt sich der Erfolg im Kosten-Umsatz- Verhältnis dar. Die Summe an Personalkosten, Strom-, In- ternet-, Telefonkosten, Miete und sonstigen Ausgaben wird durch den Gesamtumsatz di- vidiert. Der Quotient besagt, wie- v i e l Cent s der Arzt/die Ärztin ausgeben muss, um 1 Euro Umsatz zu erzielen. Der Quotient mal 100 ergibt den Prozentsatz. Je niedriger dieser ist, desto profitabler, erfolgreicher läuft die Ordination. Die Personalkostenquote fun- giert als Maßstab für die Produktivität und Effizienz. Sie errechnet sich aus Perso- nalkosten durch Umsatz. Mal 100 ergibt wieder die Prozent- zahl. Unternehmen mit Per- sonalkostenquoten von mehr als 50 % des Umsatzes gelten als personalkostenintensiv. Drei Grade von Liquidität Liquidität bedeutet für die Ordination, über genügend finanzielle Mittel zu verfü- gen, um alle Rechnungen fristgerecht bezahlen zu kön-

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