AERZTE Steiermark | April 2021

24 Ærzte Steiermark || 04|2021 Meinung doppelte Anzahl zu impfen. Das würde bedeuten, dass ich mindestens 15 Impfungen pro Stunde durchführen könnte und dies bei den doch eher stärker Eingeschränkten der Altersgruppe 85+ mit dem BioNTech/Pf izer-Impfstof f. Ich habe immer wieder die Zeiten gestoppt, die für die jeweilige Impfung erforderlich waren, und bin dabei bei den Impfungen der Gruppe der 85+-Jährigen auf drei bis fünf Minuten gekommen. Bei dem jüngeren Personenkreis (Bil- dungspersonal etc.), der mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft wurde, waren es zwei bis drei Minuten, obwohl bei diesem Impfstoff und bei die- sem Personenkreis natürlich viel mehr Fragen aufgetreten sind. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ich von Be- ginn an auf der Impfstraße mitgearbeitet habe und nur am ersten Tag für vielleicht 2 Stunden lang einige organi- satorische Dinge noch nicht perfekt funktioniert haben. Danach lief es ohne jedwedes Problem. Es ist sicher möglich, Wolfram Heidinger Ich möchte als „Impfarzt“, der zwar nicht in die Organisation der Impfungen eingebunden ist, aber nunmehr doch einige Erfahrung bei den Impfungen in der Impfstraße gesammelt hat, einige Anmerkungen ab- geben. Ich habe bereits vor einiger Zeit meine Überle- gungen zur Organisation der Impfungen übermittelt, in denen ich meine Priorisie- rung zur Durchführung der Impfungen in organisierten Impfstraßen ausgedrückt habe, wobei mir die Bedeu- tung der Vertrauensärztinnen und -ärzte, wie Sie sie bezeich- nen, vollkommen bewusst war und ist, diese aber in die Organisation der Impfstraßen einbezogen werden sollten, da dadurch die Organisation der ganzen Impfkampagne viel besser wäre. Die Mindestbestel lmenge, Teilungszahlen etc., die zwar nur beim BioNTech/Pfizer Impfstof f von Bedeutung sind und für die impfwilligen Hausärzte, wie ich sie be- zeichne, ein organisatorisches Problem darstellten, sind ja nur ein Teil der gesamten Organisation. Die Terminver- gabe, Einberufung und Orga- nisation des Impfablaufs mit Dokumentation und Nachbe- obachtung sind aber für alle Impfstoffe erforderlich und bedeuten einen doch großen Aufwand. Vor allem für die Hausärzte in der Umgebung von organisierten Impfstra- ßen wäre es daher sicher bes- ser, in der Impfstraße mitzu- arbeiten, um eine rasche Ver- pro Stunde noch mehr zu impfen, wenn wir jegliche Si- cherheitserfordernisse, Daten- schutzbedenken und anderes über Bord werfen, aber das ist, hoffe ich, wohl nicht gedacht. Deshalb kann in der Praxis bei einem niedergelassenen Arzt das Impfkontingent wohl kaum auf 20 Impflinge pro Stunde ausgeweitet werden, ohne ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Ich denke da nur an die mindestens 20-minü- tige Nachbeobachtung und ev. erforderliche notärztliche Versorgung. Außer das gan- ze wird durch zusätzliches Personal und Ausweichen in eine persönlich aufgebaute „Impfstraße“ ermöglicht, was meines Erachtens unsinnig ist, wenn es ohnehin die gut orga- nisierten Impfstraßen gibt. Ich möchte klarstellen, dass ich selbst bis im Vorjahr als Hausarzt tätig war und daher die möglichen organisato- rischen Möglichkeiten mei- ner Ordination noch genau kenne. Aber ich hätte es nicht ohne zusätzliches Personal geschafft, die 20 Impfungen pro Stunde lege artis durch- zuführen. Ich sehe auch bei Kollegen in der Praxis, dass diese sich auch oft noch Kol- legen organisieren, die sie bei den Impfungen unterstützen, damit sie diese eben lege artis durchführen können. Dr. Wolfram Heidinger re- agiert mit seinem Beitrag auf den Artikel in AERZTE Steiermark 3/2021, der die Vorteile des „vertrauensärzt- lichen“ Impfens thematisiert. impfung aller vorhandenen Impfstof fe voranzutreiben. Ob und welche Organisati- onsform jetzt vielleicht peku- niär besser wäre, kann man ja vielleicht diskutieren, aber das sollte in der jetzigen Si- tuation nicht wirklich unsere erste Sorge sein. 450 Impfungen in der Impfstraße Ihr Argument, dass die nie- dergelassenen Ärztinnen und Ärzte deutlich mehr Imp- fungen pro Stunde schaffen als die öffentlichen Impfstraßen, kann ich aus eigener Erfah- rung entkräften. Ich habe in der Impfstraße mehr als 450 Impfungen durchgeführt, wo- bei ich bei der Durchrechnung auf knappe 8 Impflinge pro Stunde gekommen bin. Das ist aber der vorsichtigen Zeitein- teilung zum Wohle der älteren Impflinge und verschiedenen Ausfäl len von Impf lingen geschuldet und kann sicher nach den Erfahrungen ge- ändert werden. So wäre es mir ohne weiteres möglich gewesen, auch mehr als die Ein langjähriger niedergelassener Arzt in Leibnitz bricht eine Lanze für die „Impfstraßen“. Gedanken eines „Impfarztes“ „Ich habe in der Impfstraße mehr als 450 Impfungen durchgeführt, wobei ich bei der Durchrechnung auf knappe 8 Impflinge pro Stunde gekommen bin.“ Wolfram Heidinger

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