AERZTE Steiermark | April 2021

12 Ærzte Steiermark || 04|2021 Ursula Scholz Bett ina Pretterk l ieber ist nichts zu schwer. Kein Ge- wicht, keine Aufnahmeprü- fung und keine Lebensent- scheidung. Sie stemmt, was eben gerade zu stemmen ist – und spürt, wann es Zeit ist, die Langhantel fallen zu las- sen, im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn. Ihr Weg zur Fachärztin – ak- tuell befindet sie sich im letz- ten Ausbildungsjahr für Ana- tomie an der Medizinischen Universität Graz – war nicht von Anfang an vorgezeichnet: Nach Abschluss der Han- delsakademie im niederöster- reichischen Horn arbeitete sie als Versicherungskauf- frau. Daneben betätigte sie sich nicht nur selbst sportlich, nahm an Lauf-Wettkämpfen teil, machte Aerobic und Fit- nesstraining, sondern absol- vierte auch diverse Trainer­ ausbildungen. Ihr nächstes Etappenziel war es, nur mehr in Teilzeit bei der Versiche- rung zu arbeiten und die rest- liche Zeit als Fitnesstrainerin. Der Widerstand ihres Arbeit- gebers wurde ihr zum An- sporn: Mit 27 Jahren begann sie neben der Arbeit als Trai- nerin ein Bakkalaureatsstudi- um am Wiener Zentrum für Sportwissenschaft und Uni- versitätssport mit dem Fach- schwerpunkt Leistungssport. Erst im Alter von 30 Jahren startete sie mit ihrem Medi- zinstudium in Wien, wobei sie die Aufnahmeprüfung auf Anhieb bestanden hatte. Den Körper begreifen Egal ob in der Ausbildung zur Fitnesstrainerin, zur Mas- seurin oder zur Sportwissen- schafterin – immer wieder faszinierten Bettina Pretter- klieber ganz besonders die nötigen Lehreinheiten zum Thema Anatomie. Ihr Er- kenntnisinteresse: „Ich will den Körper gescheit begrei- fen.“ Also ganz genau in sei- nen Strukturen. Während des Medizinstudiums gerieten ihre Ambitionen durchaus ins Wanken. „Da war plötzlich jedes Fach spannend“, erzählt Pretterklieber. „Im vierten Studienjahr war ich mir dann ganz sicher, Unfal lchirur- gin werden zu wollen.“ Dazu nahm sie sich allerdings vor, sich in Anatomie zu vertiefen und hat jedes entsprechende Wahlfach besucht. Daraus entwickelte sich ein Nebenjob als Tutorin und Demonstrato- rin am Institut für Anatomie sowie kurz darauf einer als Studienassistentin. Nach dem Studienende im Jahr 2015 erhielt sie eine Facharzt-Aus- bildungsstelle an eben diesem Wiener Anatomie-Institut. Dass sie heute, 2021, trotzdem noch ein Jahr Ausbildung vor sich hat, resultiert nicht etwa aus mangelndem Fleiß, son- dern schlichtweg daraus, dass sie in ihrer Assistenzarztzeit auch zwei Söhne geboren hat. Reißen, stoßen … und annehmen, was kommt Die Assistenzärztin für Anatomie, Bettina Pretterklieber, ist mit Feuereifer bei der Sache, was immer sie tut. Was genau das ist, überlässt sie oft dem Fluss des Lebens. So kam die Triathlon-Staatsmeisterin mit über 40 Jahren im vergangenen Sommer auch noch zu einer Goldmedaille im Gewichthe- ben. Speed gehört zu ihrem Leben. Staatsmeisterin im Triathlon Denn parallel zu ihren Aus- bildungen lief das Laufen. Obwohl sie in ihrer Jugend im Waldviertel eigent lich als Springreiterin an ersten Wettbewerben teilgenommen hatte, sattelte sie später aufs Laufen um. „Reiten war auf- wendig und teuer und als ich nach Wien gegangen bin nicht mehr möglich. Beim Laufen konnte ich mir je nach Ta- gesverfassung und Zeitfens­ ter aussuchen, wie lange ich trainiere und gleich loslaufen.“ In den Triathlon sei sie dann mehr oder weniger hineinge- rutscht, über Freunde im Ver- ein, so Pretterklieber. Wobei das Schwimmen immer ihre schwächste Disziplin geblie- ben sei. Die Zeit, die sie dabei verlor, holte sie aber meist schon am Rad auf, noch be- vor der Lauf begonnen hatte. „Wenn ich etwas mache, dann voll und mit ganzem Herzen. Und die 15 bis 20 Stunden Training neben der Arbeit ha- ben mir Spaß gemacht, waren sozusagen positiver Stress.“ So kam es, dass sie rund um ihren 31. Geburtstag doppelte Staatsmeisterin im Triathlon wurde, im Mai – in Graz – auf der Mittel- strecke und im August auf der Langstrecke. „Dass ich Staatsmeiste- rin geworden bin, kam für mich unerwartet und war ein echtes Wow-Er- lebnis“, erinnert sie sich. „Ich hatte zwar den Winter über gut trainiert, mich aber in der Woche vor dem Wettkampf müde gefühlt und war nur mäßig motiviert.“ Bis 2011 blieb sie auf der Erfolgsspur, mit Siegen im Vienna City Triathlon, dem Ausee Triathlon, dem Linz Triathlon und dem Mosti- man Triathlon imMostviertel. Dann kam die Wende, als sie bei einem Triathlon mitten auf der Radstrecke beschloss, sich nicht mehr länger quälen zu wollen. Sie stieg ab. „Wenn der Biss fehlt, ist es Zeit, sich umzuorientieren“, lautet ihr Credo. Und das zieht sie dann auch radikal durch. Zu 80 Prozent Beinmuskulatur Pretterklieber widmete sich verstärkt dem Studium und dem Nebenjob als Tutorin, später dann dem Beruf und den Kindern. Fit bleiben wollte sie dennoch – und als sie vom Crossfit-Training hörte, suchte sie mit ihrem Mann gemeinsam eine Übungsmög- lichkeit nahe ihrem Wohn- ort im niederösterreichischen Tribuswinkel. Über die US- ÄRZTIN im besonderen dienst

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