AERZTE Steiermark | März 2021

42 Ærzte Steiermark  || 03|2021 angestellte Ärztinnen und ärzte ÄrztInnen in Ausbildung GEM/ EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Illu: Adobe Stock verwaltungen die schlechte Nachricht überbringen, dass sie die Qualität der ärztlichen Ausbildung und der Ausbil- dungsstätten zu sichern haben. Meister weiß ganz genau, wo- von er spricht, wenn er diesen Aufwand, den jetzt die Ös- terreichische Ärztekammer und in der praktischen Um- setzung die Landesärztekam- mern zu tragen haben, als „immens“ bezeichnet. Er hoffe sehr, dass es mittlerweile al- len Bundesländern klarzu- machen sei, wie groß die Verantwortung der Länder für kommende Ärztegenera- tionen wäre, würde sich hier der an sich begrüßenswerte Föderalismus durchsetzen. se Coronazeiten zeigen auch sehr deutlich, wie schwierig und belastend es für dezen- trale Bezirksbehörden wäre, mit geringen Ressourcen zu- sätzliche Aufgaben überneh- men zu müssen. Kann es angesichts dieses breiten Konsenses noch zu Überraschungen kommen? Ja, denn es müssen alle neun ös- terreichischen Bundesländer an einem Strang in die glei- che Richtung ziehen. Wenn nur eines abspringt (wobei Abspringen bereits in Form ei- ner simplen Nichtzustimmung stattfinden kann), müssen alle anderen acht Bundesländer auch in den sauren Apfel beißen und ihren Berzirks- Alles wird gut … In den letzten Wochen bekomme ich vermehrt Anrufe von Freunden, wo es darum geht, was doch alles im Lock-Down fehlt. Der einen Freundin fehlt die Putzfrau, die nicht kommen kann. Die andere beklagt sich, dass sich der Urlaub jetzt wie eine Haft mit Fußfessel anfühle. Nach vielen Stunden gequält verständnisvollen Zuhörens beschließe ich, meine Tätigkeit als Klagemauer an den Nagel zu hängen und mich als Musterbeispiel des Positivismus hervorzutun. Ich bin überzeugt: Alles wird gut! Pünktlich zum Start meines Urlaubs endet der Lock-Down. Weil der Ausflug nach Italien ausfällt, freue ich mich zumindest auf den Friseurbesuch. Sofort nach der Pressemitteilung kontaktiere ich meine Friseurin, um das Rennen um die ersten Termine zu gewinnen. Sie freut sich sehr über meinen Anruf. Aber: Sie hat im Lock-Down zum Bergsport gefunden. Tolle Touren habe sie mit ihrem Mann gemacht, jedoch mangels Sportfachhandel mit sehr schlechter Ausrüstung. Vor einer Woche dann: Absturz mit den Schneeschuhen, Knieverletzung und eine Bergrettungs-Bergung. „Unhappy Triade“ lautet die Diagnose der „Schlapfenalpinistin“. OP-Termin: derzeit noch nicht absehbar. Mein Friseurtermin – perdu. Zwei Telefonate später kann ich sagen: Fremde Friseure haben nichts für die Stammkunden ihrer Kolleginnen übrig. Ich wünsche eine Friseurambulanz: für Notfälle, mit langen Öff- nungszeiten und jeder muss drangenommen werden. Trotzdem bleibe ich dem Positiven treu: Derzeit sind ja die meisten von uns schlecht frisiert und die wenigen grauen Haare kann ich noch mit der Pinzette erledigen. Am Abend kommt mein Partner verstimmt von der Arbeit nach Hause. Er fühlt sich mit seiner Langhaar-Pracht nicht mehr geschäftsfähig. Gemäß meinem Motto „Alles wird gut“ kann ich ihn beruhigen: Als angehende Chirurgin fühle ich mich mit schneidenden Geräten mehr als wohl. Ein paar YouTube-Videos später, beginne ich am Oberkopf und arbeite mich zu den Schläfen vor. Nach einigen Zügenmit der Schneidemaschine stelle ich fest, dass ich vielleicht noch einmal beginnen sollte – kein Problem es ist ja noch genug Länge da. Nach 60 Minuten und „3 Neustarts“ gebe ich mich geschlagen: Es wird auf einen radikalen 6-mm-Schnitt hinauslaufen. Die Optik hat von „nicht geschäftsfähig“ auf „Panzerknacker“ gewechselt. Mein Partner sieht es nicht mehr so genau, er hat die Zeit genutzt, um seine Verzweiflung mit Rotwein zu bekämpfen. Ich schließe mich an und der italienische Wein rettet mir sogar in der größten Verzweiflung meinen Positivismus: Eine „Restitutio ad integrum“ wird möglich sein und seine Ohren sind noch dran. Im Sommer werden sowohl Friseure als auch die Grenzen wieder offen sein. Wir werden nach Florenz fahren und vielleicht können wir dann schon über diese Episode lachen. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. „… diese Coronazeiten zeigen auch sehr deutlich, wie schwierig und belastend es für dezentrale Bezirksbehörden wäre, mit geringen Ressourcen zusätzliche Aufgaben übernehmen zu müssen.“

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