AERZTE Steiermark | März 2021
24 Ærzte Steiermark || 03|2021 Weltärztebund semitteilung zu zehn Mo- naten Gefängnis verurteilt worden waren. Ihr Vergehen: Sie hatten darauf hingewie- sen, dass Krieg ein öffent- liches Gesundheitsproblem darstellt. Gegen das „Raubrittertum“ Ein weiteres Anliegen der WMA besteht in der Vertei- lungsgerechtigkeit: sowohl im Bereich der heiß begehrten Impfstoffe als auch in der „Mangelverwaltung“ nicht ausreichend vorhandener Schutzausrüstung. „Da kam es in der ersten Welle der Pan- demie – auch in der EU – zu einem wahren Raubrittertum betreffend Schutzausrüstung und Respiratoren, wie ich es in einem zivilisierten Euro- pa nicht für möglich gehal- ten hätte“, resümiert Lindner. Auch die gerechte Verteilung des COVID-19-Impfstoffes lässt noch zu wünschen übrig, weil finanzstarke Länder den Markt dominieren. Last but not least geht es in ei- nigen Ländern auch noch um ganz grundsätzliche Hilfe- stellung – beim Aufbau einer unabhängigen Standesvertre- tung. „Wir nützen die Chance, in Ländern, die noch keine gute Ärztevertretung haben, diese auf- und auszubauen. Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite und werden dafür auch von ihnen geschätzt.“ Ergänzung statt Ersatz In den kommenden zwei Jah- ren erhält Lindner nun die Chance der aktiven Mitge- staltung in der WMA und möchte neben dem Ausbau der Standesvertretungen auch die spanische Initiative zur Stärkung der vertraulichen Arzt-Patienten-Beziehung als wichtigen Teil für Behandlung und Genesung unterstützen. „Spanien ist in dieser Frage fe- „Gerade bei COVID war es so, dass wir von China, Südkorea und Taiwan sehr rasch viel lernen konnten, weil die Ärzteschaft, wie es scheint, offener und rascher kommuniziert hat, als dies über politische Kanäle der Fall war.“ Herwig Lindner derführend und will die ver- trauensvolle Arzt-Patienten- Beziehung als Weltkultur- erbe bei der UNESCO unter Schutz stellen lassen.“ Hin- tergrund dieses etwas unge- wöhnlichen Weltkulturerbes ist der Druck, der aus Indus- trialisierung, Digitalisierung sowie Künstlicher Intelligenz und deren Einflüssen auch auf das Gesundheitssystem entstanden ist. „Ein fataler Schritt der Ent- humanisierung von Arzt und Patienten in Richtung Werk- stück auf der Drehbank“, kri- tisiert Lindner. Ihm geht es nicht darum, einer Ergänzung des Gesundheitswesens durch moderne technische Errun- genschaften im Weg zu stehen, sondern darum, dass aus der Ergänzung kein Ersatz wird. WMA in Pandemiezeiten Gerade in Zeiten der Pan- demie zeigt sich die Bedeu- tung der internationalen Zu- sammenarbeit. „Voneinander lernen ist eminent wichtig“, betont Lindner. „Gerade bei COVID war es so, dass wir von China, Südkorea und Taiwan sehr rasch viel lernen konnten, weil die Ärzteschaft, wie es scheint, offener und rascher kommuniziert hat, als dies über politische Kanäle der Fall war.“ Für einen zeitnahen Erfah- rungsaustausch wurde eigens der YouTube-Kanal „COVID Talks“ gegründet, in dem die Vertreter*innen verschie- denster Länder über ihre Er- fahrungen berichten. Die WMA war es schließ- lich auch, an die am Wiener Kongress com.sult 2021 die Auszeichnung „Golden Ar- row“ als Anerkennung für die Leistung der weltweiten Ärzteschaft in der Corona- Pandemie verliehen wurde (siehe Seite 16). Illu: Shutterstock
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