AERZTE Steiermark | März 2021

16 Ærzte Steiermark  || 03|2021 COVID-19 aus Tübingen zeigt sich diese Thrombosegefährdung noch bis zu drei Monate nach der Erkrankung! Thrombosen unter Geimpften wenig erstaunlich Angesichts der venösen Thrombosezahlen in der Nor- malbevölkerung ist es natür- lich wenig erstaunlich, dass auch unter den mehreren 100.000 gegen COVID-19 ge- impften Menschen Fälle von Thrombosen auftreten, die bisweilen auch zu einer Lun- genembolie geführt haben. Auch bei Gesunden Die bisher bekannten drei Fälle einer venösen Throm- bose mit Gerinnungsstörung (Stand 10.3.2021) werden na- türlich von den zuständigen Behörden exakt aufgearbeitet. Dass die berichteten Ereig- nisse bisher relativ gesunde Menschen betroffen haben, ist nur scheinbar ein Wider- Eine venöse Thrombose kommt in der Normalbevöl- kerung bei rund einer Pati- entin/einem Patienten pro 1.000 pro Jahr vor. Es gibt Risikogruppen wie zum Bei- spiel Tumor-Patient*innen oder Patient*innen mit groß- en Operationen bei denen teilweise bis zu 20 Prozent der Patient*innen von einer ve- nösen Thrombose oder Lun- genembolie betroffen sind. Zu den thrombophilsten Erkran- kungen zählt eine COVID- 19-Erkrankung mit einem schweren Krankheitsverlauf. Bis zu 80 Prozent Bei einer schweren COVID- 19-Infektion mit Intensivsta- tionsaufenthalt würden Raten an Lungenembolien von bis zu 80 Prozent beschrieben sagt Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Gary von der Klinischen Abteilung für An- giologie an der Medizinischen Universität Graz. Auch wenn die Erkenntnisse vorläufige sind – „derzeit ist alles im Fluss“, so Gary – ließen die Daten doch eine denkbare Erklärung zu: eine Endo- thelschädigung, die Abschei- dungsthromben verursache scheint die wahrscheinlichste Ursache zu sein. Es werden in der Literatur aber auch unterschiedliche andere Ursa- chen diskutiert, die aber alle zum selben Schluss kommen: eine COVID-Infektion ist extrem thromboseförderlich, nach einer rezenten Arbeit spruch: Denn auch bei Gesun- den treten Thrombosen und Embolien auf, die sich auch durch eingehende Untersu- chungen nicht erklären lassen. Ein ursächlicher Zusammen- hang zwischen Impfung, Ge- rinnungsstörung und Lun- genembolie ist derzeit noch schwer fassbar. Vorstellbar ist ein immunologisches Gesche- hen. Denn wenn eine zumin- dest vorläufige Aussage mög- lich ist, dann die: Betroffene haben verhältnismäßig weni- ge Thrombozyten, ein Phäno- men das (ohne venöse Throm- bose) nach Impfungen immer wieder als Immunthrombo- zytopenie objektiviert werden kann. Unter diesem Gesichts- punkt wäre eventuell ein über einen Antikörper mediiertes Phänomen als Ursache für die derzeit beschriebenen drei Patientinnen mit Lungenem- bolien und Thrombopenie nach COVID-Impfung denk- bar (Stand 10.3.2021). Fazit aus Sicht von Gary: Mit einer Impfung, die schwere Fälle einer COVID-19-In- fektion (die dann wiederum eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine venöse Thrombo- se hat) verhindert, „ist man nach derzeitigem Stand des Wissens jedenfalls auf der sicheren Seite“. Diesen Rat sollten Ärztinnen und Ärzte ihren Patientinnen und Pa- tienten nicht vorenthalten. Empfehlungen bezüglich Ri- sikogruppen (Dringlichkeit der Impfung etc.) werden laufend von den Behörden ak- tualisiert und sind natürlich Mit COVID-19-Impfung „auf der sicheren Seite“ Der Angiologe Thomas Gary warnt davor, die wenigen be- kannten Fälle von Lungenembolien oder anderen Gerinnungs- störungen zum Anlass zu nehmen, eine COVID-19-Impfung komplett abzulehnen. Mit einer Impfung, die schwere Fälle einer COVID-19-Infektion (die dann wiederum eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine venöse Thrombose hat) verhindert, „ist man nach derzeitigem Stand des Wissens jedenfalls auf der sicheren Seite“.

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