AERZTE Steiermark | März 2021

Ærzte Steiermark  || 03|2021 13 Sandalenschuster versorgt die Patient*innen des Trusts mit individuell geformtem Schuh- werk, da die Verletzungs- und Infektionsgefahr an den ge- fühllos gewordenen Füßen groß ist. Eine der Spenden- aktionen von GHD hat daher Waschschüsseln zur Fußhy- giene und dazu jeweils einen Plastikhocker umfasst. „Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn man eine Schüssel und einen Hocker übergibt und dafür so viel Dank erhält“, berichtet Grisold nachdenklich. „Die Menschen dort sind so unvor- stellbar arm.“ Grenzgängerin Als Frau ganz allein durch Indien reisen würde sie zwar nicht, aber während ihrer Aufenthalte dort, sagt sie, habe sie nur in einer einzigen Situation Angst: im Straßen- verkehr Indiens. Denn Gri- sold ist keine Ängstliche, ganz im Gegenteil. Sie geht gern an Grenzen. Grenzen des Mach- baren, Grenzen in den Köp- rechtzeitig finden.“ Viele im Trust Versorgte sind mittler- weile sogar ausgeheilt, aber die Krankheit ist bei ihnen so weit fortgeschritten, dass sie völlig deformierte Extremitäten und manchmal auch Augenschäden davongetragen haben. Ausgestoßen Trotz unermüdlicher Aufklä- rungsarbeit durch den Trust werden erste Anzeichen – wie Flecken auf der Haut und Empfindsamkeitsstörungen an Fingern und Zehen – oft noch übersehen. Oder über- gangen, denn in einigen Dör- fern bedeutet eine Infektion mit dem Mycobacterium le- prae nach wie vor den Aus- schluss aus der Gesellschaft. Manche Erkrankte leben in simplen Hütten, kaum grö- ßer als sie selbst, am Rande des Dorfes, andere gehen in eigene Lepradörfer. Wobei ge- rade das Gehen mit den durch die Krankheit verursachten deformierten Füßen eine He- rausforderung ist. Ein eigener fen, siehe Tellerrand … Und wenn heuer im Urlaub, wie sie annimmt, kein Auslands­ aufenthalt möglich sein wird, plant sie gleich eine E-Bike- Tour vom Bodensee bis zum Neusiedlersee. Doch auch sie, die selbst zwei Facharztaus- bildungen absolviert hat (jene für Hygiene und Mikrobiolo- gie sowie jene für Infektiolo- gie und Tropenmedizin) und die schon zu Studienzeiten daneben als Demonstratorin am Hygieneinstitut tätig war, hat ein Vorbild in puncto Unermüdlichkeit: Schwester Francina vom Doctor Ty- phagne Memorial Charitable Trust. „Sie ist über 80 Jahre alt und steht jeden Tag um fünf in der Früh auf. Nach Gebet und Frühstück arbei- tet sie, abgesehen von den Mahlzeiten, ununterbrochen bis Mitternacht. Nach ein paar Tagen Zusammenarbeit mit ihr bin ich streichfä- hig“, gesteht Grisold. Kaum vorstellbar, wenn man die Grazer Med Uni-Professorin so in voller Power erlebt. Sie selbst beschreibt sich als op- timistisch, humorvoll und reisefreudig. Die letztgenann- te Freude wird im Jahr 2021 wohl noch einmal zu kurz kommen, doch das kann sie nicht nachhaltig bremsen. „Die Projekte laufen auf jeden Fall weiter und die Ideen gehen uns nicht so schnell aus. Vielleicht tauchen neue Projekte auf, kommen neue Partner dazu.“ Energie dafür ist offensichtlich vorhanden. Ärzt*innen, die sich bei GHD engagieren möchten, können sich bei Andrea Grisold un- ter andrea.grisold@meduni- graz.at melden; wer spenden möchte, kann das auf fol- gendes Konto tun: Zahlungsempfänger: Medizi- nische Universität Graz Bank: BA/CA IBAN: AT93 1200 0500 9484 0004, Innenauftragsnummer: A27703800100; Kennwort: Global Health and Develop- ment ÄRZTIN im besonderen dienst Fotos: beigestellt, Bergmann Grisold mit einem Lepra- kranken: „Für einen recht- zeitigen The- rapiebeginn muss man die Betroffenen auch recht- zeitig finden.“ Erste Anzei- chen werden oft übersehen.

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