AERZTE Steiermark | Dezember 2020

38 ÆRZTE Steiermark  || 12|2020 MEDIA BASED MEDICINE Erst lang, dann dick Wer als Kleinkind auffallend groß ist, hat ab der Pubertät und im Erwachsenenalter ein viermal so hohes Risiko, fett- leibig zu werden – im Vergleich zu den normal groß Ge- wachsenen. Zu diesem Ergebnis kamen US-amerikanische WissenschafterInnen, die für ihre Forschung auf eine Datenbank mit Gesundheitswerten von 2,8 Millionen Kin- dern zwischen 2 und 14 Jahren zugegriffen haben. Quelle Kronen Zeitung, 5. November 2020 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Periodontal treatment and vascular inflammation in pa- tients with advanced peripheral arterial disease: A rando- mized controlled trial. Seinost, G; Horina, A; Arefnia, B; Kulnik, R; Kersch- baumer, S; Quehenberger, F; Muster, V; Gütl, K; Zelzer, S; Gasser, R; Mangge, H; Aigner, R; Brodmann, M; Wimmer, G. Atherosclerosis. 2020; 313: 60-69. [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=33032234 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. An der Klinischen Abtei- lung für Endokrinologie und Diabetologie (Leitung: Thomas Pieber) spielt Te- lemedizin eine wesentliche Rolle, insbesondere bei Menschen mit Glukosesen- soren und Insulinpumpen. So wurde das Blutzucker- management schwangerer Diabetiker*innen während des Lockdowns telemedizi- nisch unterstützt. „Dadurch, dass viele schwangere Frauen mit vorbestehendem Diabetes mellitus heute den Blutzucker kontinuierlich mittels Sen- soren messen, können mittels virtueller Visiten die Blutzu- ckerkurven besprochen wer- den, da die Daten gleichzeitig für den Arzt bzw. die Ärz- tin und Patientin einsehbar sind“, berichtet Gerlies Trei- ber von der Ambulanz für Diabetes, Lipid- und Stoff- wechselkrankheiten. Heraus- forderung bleibt die Vielzahl an Softwaresystemen. GlucoTab statt Konsiliarbesuch Als hilfreich erwies sich auch das GlucoTab, ein Dia- betesmanagementsystem für Patient*innen in stationärer Betreuung, das unter Mit- wirkung der Abteilung für Endokrinologie und Diabe- tologie entwickelt wurde, da viele Konsiliarbesuche durch Diabetolog*innen vor Ort vermieden werden konnten, berichtet Julia Mader von der genannten Abteilung. Einerseits unterstützt das System Ärzt*innen anderer Fachdisziplinen im Diabetes- management direkt, ande- rerseits können Ärzt*innen und Diabetesberater*innen der Spezialambulanz die Dia- beteskurven ohne Besuch vor Ort einsehen und Therapie- empfehlungen aussprechen. Smarte Studienbegleitung Auch in der Forschung sind digitale Tools gefragt. So wird bereits seit einigen Jahren das „Grazer Diabetes Register für Biomarkerforschung“, ein Projekt der Med Uni Graz mit dem Center for Biomar- ker Research in Medicine (CBmed), mit aktuell 1.300 Studienteilnehmer*innen ge- führt. „Die Nachverfolgung der Studienteilnehmer*innen gestaltet sich heuer besonders herausfordernd“, berichtet Studienleiter und Leiter der Diabetes-Ambulanz, Harald Sourij. Viele Visiten wurden telefonisch durchgeführt und die Daten mit einem tablet- basierten Tool, das mit der Firma Kapsch BusinessCom entwickelt wurde, direkt in die Forschungsdatenbank der Med Uni Graz überführt. „Die- se elektronischen Hilfsmittel haben es uns definitiv erleich- tert, die Herausforderungen der aktuellen Zeit besser zu meistern. Auch abgesehen von COVID-19 setzen wir immer mehr elektronische Tools in der klinischen Forschung ein, so haben wir bereits die elek- tronische Einverständniserklä- rung in dem Registerprojekt implementiert“, ergänzt Sourij. Weitere Informationen: Assoz.-Prof. PD Dr. Harald Sourij, Klin. Abt. f. Endo- krinologie und Diabetologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Medizinische Uni- versität Graz, Tel.: +43 316 385 81310, ha.sourij@medu- nigraz.at Telemedizin bewährt sich im Diabetesmanagement Mittels telemedizinischer Tools werden Diabetes- Patient*innen des Grazer Universitätsklinikums und Studienteilnehmer*innen der Med Uni Graz selbst in Zeiten von COVID-19 kontaktarm, aber engmaschig betreut. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Shutterstock Assoz.-Prof. PD Dr. Harald Sourij

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