AERZTE Steiermark | November 2020
12 ÆRZTE Steiermark || 11|2020 Mit vier fand man sie in der Box beim Gemeindestier. Völlig unbefangen im non- verbalen Austausch mit dem Riesenvieh. Petra Mächler- Neuners Umgang mit Tieren verlief seit jeher kamerad- schaftlich entspannt. Heute lebt sie mit jenen Tieren zu- sammen, die diese Ruhe in Reinkultur verkörpern und auch auf den Menschen über- tragen: Lamas. „Als mein Sohn zwölf war, haben wir im Urlaub in der Schweiz eine Lama-Trekkingtour gemacht und waren davon so begeis- tert, dass wir beschlossen ha- ben, selbst Lamas zu halten.“ Ein paar Jahre hat die Umset- zung des Traumes gedauert, aber im Jahr 2006 zogen die ersten Lamas, eine trächtige Stute und ein Wallach, in den gepachteten Bauernhof bei St. Radegund ein. Nachdem die Lamaherde zwischenzeitlich deutlich größer gewesen ist, betreut Mächler-Neuner nun drei Lamas, die auf einer Weide mit eigenem Holzhaus leben. Denn auch wenn sie sonst sehr ausgeglichen sind und sich den Fallwinden vom Schöckl ganz unempfindlich entgegenstellen: Regen mögen ihre Lamas keinen. Da suchen sie sich ein geschütztes Plätz- chen und warten auf bessere Zeiten. Schwesterliche Sterbebegleitung Schwierige Zeiten hat Mäch- ler-Neuner heuer im Frühjahr mit den Lamas durchgemacht – ganz unabhängig von CO- VID-19. Denn ihre Tierliebe hat auf Umwegen dazu geführt, dass zwei verendet sind und ein weiteres nur durch einen Kli- nikaufenthalt gerettet wer- den konnte. „Ich habe zwei Juraschaf-Lämmer da- vor bewahrt, zu Ostern geschlachtet zu werden und sie auf meiner Wei- de untergebracht, wo neben den Lamas schon zwei Ziegen leben. Was ich nicht wusste: Die Schafe hatten eine In- fektion, die bei ihnen völlig unproblematisch verlief, die aber für La- mas tödlich sein kann.“ Zwei Tiere starben ur- plötzlich; das dritte hat sie rechtzeitig entdeckt, um es in die Klinik zu bringen. Lunita heißt die Überlebenskünstle- rin, die es doch noch geschafft hat. Beim Sterben offenbarte sich die Persönlichkeit der Herdenschwestern: „Die Älteste ist eine ganz so- ziale, die alle anderen beim Sterben begleitet hat, bei ihnen war und für sie gesummt hat, wie es Lamas tun. Die dritte, eine echte Lama-Tussi, hat sich so verhalten, als ginge sie das alles nichts an.“ Lamatussis, Liebeskummer und Labormedizin Petra Mächler-Neuner hat von der Pathologie über die kardiologische Rehabilitation bis zum Ayurveda schon vielfältige medizinische Erfahrungen gesammelt. Das Zu- sammenleben mit ihren Lamas, Schafen und Ziegen ge- staltet sich ebenso abwechslungsreich. Psychosomatik für Lamas Das erste Tier, das von den Parasiten dahingerafft wur- de, war das Omega-Tier der Herde, das sogar von der Ziege gemobbt wurde. Mäch- ler-Neuner, die ganzheitlich medizinisch arbeitet und über Ausbildungen im Bereich der ayurvedischen Lebens- und Heilkunst verfügt, sieht da- rin ein weiteres Anzeichen dafür, wie sehr die Psyche die körperliche Widerstandsfä- higkeit bedingt. Dieses Wis- sen bringt sie sowohl in ihre Angestelltentätigkeit in der kardiologischen Rehabilitati- on der PVA in St. Radegund ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST
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