AERZTE Steiermark | Juli/August 2020
38 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2020 MEDIA BASED MEDICINE Mit Blaulicht gegen MRSA Blaulicht auf dem Polizeiauto treibt Ganoven in die Flucht; Blaulicht aus dem Laser hilft dabei, multiresistente Bakte- rien ohne Einsatz von Antibiotika zu zerstören. Die blaue Strahlung schädigt die schützende Zellmembran des Me- thicillin-resistenten Staphylococcus aureus, wie Forschende der Boston University beim Test einer neuen Mikroskop- Technologie zufällig entdeckt haben. Quelle: pressetext.com, 8. Juni 2020 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Dithranol targets keratinocytes, their crosstalk with neutrophils and inhibits the IL-36 inflammatory loop in psoriasis. Benezeder, T; Painsi, C; Patra, V; Dey, S; Holcmann, M; Lange-Asschenfeldt, B; Sibilia, M; Wolf, P. Elife. 2020; 9: [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=32484435 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. An derMedUni Graz erforscht Evelyn Jantscher-Krenn die Rolle von Humanen Milch- Oligosacchariden (HMO) in der Muttermilch. Kürzlich wurde bewiesen, dass HMO deutlich vor Beginn der Lak- tation gebildet werden und im mütterlichen Blutkreislauf nachweisbar sind. „In einer ersten Studie untersuchten wir Blutproben gesunder Frauen während der Schwangerschaft auf HMO und identifizierten im Blut der Schwangeren 16 verschiedene HMO-Struk- turen, die auch in der Mut- termilch vorkommen“, erklärt Jantscher-Krenn. HMO waren auch im Nabelschnurblut von Neugeborenen nachweisbar und werden aus dem mütter- lichen Blut über die Plazenta transportiert. Babys kommen also nicht erst mit dem ers ten Schluck Muttermilch mit HMO in Berührung. Stoffwechsel und Genetik Konzentration und Zusam- mensetzung von HMO vari- ieren abhängig von Schwan- gerschaftswoche, genetischen Faktoren und dem metabo- lischen Status der Mutter. „Wir untersuchen, wie prä- natale HMO die mütterliche und indirekt auch die fetale Gesundheit beeinflussen und mit Schwangerschaftskompli- kationen zusammenhängen.“ Jantscher-Krenn konnte zu- sammenmit Mireille van Pop- pel von der Uni Graz zeigen, dass die erhöhte Konzentrati- on eines HMO im Blut in der Frühschwangerschaft auf spä- teren Schwangerschaftsdia betes hinweisen könnte. Derzeit widmen sich Jant- scher-Krenn und Christine Moissl-Eichinger, Professorin für interaktive Mikrobiom- forschung an der MUG, in einer vom FWF geförderten Arbeit der Frage, wie HMO und das Mikrobiom in der Schwangerschaft interagieren. Das mütterliche Mikrobiom verändert sich während der Schwangerschaft, möglicher- weise in Vorbereitung auf die Übertragung zum Kind. Grundstein für Kindergesundheit Nun wird an gesunden Schwangeren an der Unikli- nik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der MUG eine Beobachtungsstudie durch- geführt. Kurz vor der Geburt werden mütterliche Proben (Blut, Harn, Speichel, Stuhl) gesammelt, bei der Geburt und kurz danach Frucht- wasser (bei Kaiserschnitten), Muttermilch und Proben vom Neugeborenen (Abstriche von der Mundhöhle und Stuhl- proben). In der Auswertung wird sich zeigen, ob HMO im mütterlichen Blut oder Harn mit der Zusammenset- zung des mütterlichen und kindlichen Mikrobioms kor- relieren, um zu klären, ob bestimmte HMO mit einem „günstigen“ Mikrobiompro- fil assoziiert sind und als neue, sichere Präbiotika in der Schwangerschaft eingesetzt werden können. Kontakt Mag. Dr. Evelyn Jantscher- Krenn, Medizinische Univer- sität Graz, Universitätskli- nik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Tel.: +43 316 385 80076, evelyn.jantscher- krenn@medunigraz.at Ak tue l l e Publikationen zum Thema: https://acade- m i c . o u p . c om /a j c n /a r t i - cle/110/6/1335/5558302 https://www.mdpi.com/2072- 6643/11/11/2640 Superfood Muttermilch: Forschung zur Wirkung auf das Mikrobiom Ein Forschungsprojekt soll klären, ob Humane Milch-Oli- gosaccharide das Mikrobiom von Schwangeren und die erste Besiedelung des kindlichen Darms beeinflussen. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Creativ Collection Mag. Dr. Evelyn Jantscher-Krenn
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