AERZTE Steiermark | Juli/August 2020
18 ÆRZTE Steiermark || 07/08|2020 FORSCHUNG Fotos: KAGes/LKH Graz II, beigestellt URSULA SCHOLZ Pulmonary Arterial Throm- bosis in COVID-19 with Fa- tal Outcome: Results from a Prospective, Single-Center, Clinicopathologic Case Series – so lautet der Titel der am 14. Mai in den Annals of Internal Medicine publizierten Studie. Basis der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts für Patho- logie am LKH Graz II waren die Obduktionsergebnisse von elf an COVID-19 Verstor- benen. Diese, acht Männer und drei Frauen, waren zwi- schen 66 und 91 Jahre alt (im Schnitt 81,5 Jahre). Mit dieser Studie liegen Si- gurd Lax und sein Team – er- gänzt um Harald Kessler vom Forschungszentrum für Mo- lekulare BioMedizin an der Med Uni Graz, Klaus Vander vom Institut für Kranken- haushygiene und Mikrobio- logie der KAGes (IKM) und den Wiener Gastroentero- logen Michael Trauner – im Spitzenfeld der internationa- len Forschercommunity. „Bis Anfang Mai gab es kaum Publikationen zu COVID-19“, erklärt Lax. „Bei den chine- sischen Arbeiten handelte es sich um Einzelfälle, meist mit Teilobduktionen.“ Als sich das Virus in Europa rasant zu verbreiten begann, erschienen dann Mitte Mai innerhalb weniger Tage die ersten For- schungsergebnisse von Teams Grazer COVID-19-Studie: Vielfache Organschäden Sigurd Lax, Leiter der Pathologie im LKH Graz II und Professor an der Medizinischen Fakultät der Johannes-Kepler-Universität Linz, hat mit sei- nem Team in den Annals of Internal Medicine als einer der ersten zu CO- VID-19 publiziert. Bei den Obduktionen stieß er auf deutliche Schäden an den Lungen und anderen Organen. und eines jungen Kollegen in Ausbildung, Dr. Kristijan Skok. Damit wurde einerseits die umfassende Erfahrung von Lax genutzt, andererseits blieben alle übrigen Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter geschützt. „Noch vor der ers ten Obduktion haben wir die Schutzmaßnahmen genau durchgeplant“, erzählt Lax. Die Schutzmaßnahmen wur- aus Hamburg, Basel – und eben aus Graz – mit kleinen Serien mit mehr als 10 Fällen. Aus den USA gab es nur eine Publikation zu drei Fällen. Schutz wie am Bett Die Grazer Publikation fußt auf elf Obduktionen, die von Lax eigenhändig durchge- führt wurden – mit Hilfe eines Obduktionsassistenten den mit dem Leiter des IKM, Klaus Vander, abgestimmt. Für die Obduktionen wurde die gleiche Schutzkleidung verwendet, die die Kollegen und das Pflege-Personal am Krankenbett trugen. Weiters wurden Maßnahmen ergrif- fen, um die Aerosol-Bildung zu minimieren. Die Anste- ckungsgefahr, so Lax, sei beim toten Patienten über- dies wesentlich geringer als beim lebenden, insbesondere weil er nicht mehr atme. Ein spezieller Seziersaal sei nicht vonnöten, betont Lax. Die Studie basiert auf syste- matischen makroskopischen und histopathologischen Un- Der Grazer Pathologe Sigurd Lax ist Erstautor einer der ersten fundierten klinischen COVID-19-Studien weltweit. Publiziert wurde sie – peer reviewed (was ja bei COVID-19-Papers nicht selbstverständlich ist) – in den Annals of Internal Medicine. Das auffälligste Merkmal in allen Lun- gen der an COVID-19 Verstorbenen waren mehr oder weniger ausgeprägte Thromben, die besonders nach der Formalin- Fixierung des Lungengewebes deutlich sicht- bar wurden.
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