AERZTE Steiermark | März 2020
6 ÆRZTE Steiermark || 03|2020 BEREICH Eiko Meister COVID-19: konkrete Antworten sind nötig Derzeit gibt es nur ein Thema in den Spitalsam- bulanzen und Notfallaufnahmen: Ist jemand mit dem Coronavirus COVID-19 infiziert bzw. gibt es den begründeten Verdacht einer Infektion und wie können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter schützen? Nur langsam schwillt die allgemeine Erregung ab und kehrt wieder ein wenig mehr Vernunft und Besonnenheit ein. Das Wichtigste ist es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jeder, der gerötete Augen und eine verstopfte Nase hat, ist ein be- gründeter Verdachtsfall, der gleich das Anwerfen der gesamten Katastrophenschutz-Maschinerie rechtfertigt. Die Corona-Hysterie zeigt aber eines: Zwar sind die grundlegenden Pläne (Seuchenplan des Lan- des Steiermark, Pläne des Bundes) gut. Sie sind aber nur Rahmenpläne, die praktische Fragen nicht wirklich beantworten. „Isolierung vor Ort“ ist zwar verständlich. Der praktischen Anweisung, dem Patienten einen Mund-Nasen-Schutz überzustülpen und Schutz- kleidung zu tragen (Schutzkittel, Handschuhe, Schutzbrille, FFP2- oder FFP3-Maske) wird niemand widersprechen. Nur – und das ist die Realität – was soll geschehen, wenn die für die Schutzmaßnahmen erforderlichen Utensilien knapp werden oder überhaupt fehlen? Wie wird sichergestellt, dass die Testung sachgemäß erfolgt? Welche Aussagekraft haben Tests? Wenn die „Corona-Krise“ langfristig etwas Gutes haben soll, wird es notwendig sein, alle Abläufe ganz genau zu analysieren, Fehler und Lücken zu besprechen, um sie künftig zu vermeiden. Auch das öffentliche Gesundheitswesen braucht Qualitätssicherung – ein „CIRS Medical“. Nur, wenn das stattfindet, sind wir für eine echte Krise gerüstet. Die Abwehrhaltung der „Ämter“ ist keine Lösung. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Mehr Geld ist nicht immer das einzige Allheilmittel der Attraktivierung. Attraktivierung der Allgemeinme dizin, von schwer besetzbaren Stellen, von Primärver sorgungseinrichtungen. Viel mehr braucht es eben wei ter gedachte Rahmenbedingungen, zu denen selbstver ständlich auch eine faire Bezahlung gehört. Aber vor allem alles, was dazu beiträgt, die bestmögliche Ver sorgung unseren Mitmenschen bieten zu können. Ein Aspekt, der zwar vermutlich vielen bewusst ist, aber in einem so stark wirtschaftlich gedachten Gesundheitssy stem immer vernachlässigt wird, ist die Zeit. Zeit für die Patient*innen, Zeit diese durch eine aus führliche Anamnese besser verstehen und kennen ler nen zu können, Zeit eine Diagnose und die notwendige Therapie so zu erklären, dass sie die Patient*innen auch annehmen wollen. Es gibt mit Sicherheit viele verschie dene Meinungen zu alternativmedizinischen Angebo ten, in einigen Situationen vermutlich auch zu Recht. Eine Sache, die jedoch viele dieser Angebote verbindet, ist der Fokus auf das Zeit-Nehmen. Oft macht es ver mutlich genau dieses Extra an Versorgung aus, dem entsprechende Ergebnisse zu erzielen und so auch den Zuspruch in der Bevölkerung stetig steigern zu können. Zurück aber zu den Rahmenbedingungen am Beispiel der PVEs. Im Alltag der Einrichtungen, braucht es für die Verrechnung teilweise viel Kreativität, weil unser steirisches Verrechnungssystem für die verschiedenen Leistungen nichts mit der Arbeitsrealität zu tun hat. Dann darf man sich auch nicht wundern, dass durch diese Unsicherheiten junge Mediziner*innen zögern, diesen Schritt zu gehen – nicht weil kein Interesse be stehen würde. Ich sehe es als unsere Aufgabe in der Politik, das Problem endlich an der Wurzel zu packen und die verschiedenen Gesundheitsberufe einzubeziehen, die Menschen, die die Realität Tag für Tag miterleben. Umso länger wir das nicht schaffen, umso länger zie hen nämlich die Steirer*innen den Kürzeren und umso länger sichern wir nicht die bestmögliche Gesundheits versorgung. LAbg. Georg Schwarzl ist Gesundheitssprecher der Grü- nen im Steiermärkischen Landtag und studiert Medizin an der Medizinischen Universität Graz. 2 D BATTE Georg Schwarzl Problem endlich an den Wurzeln packen
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