AERZTE Steiermark | Februar 2020

40 ÆRZTE Steiermark  || 02|2020 MEDIA BASED MEDICINE Rasende Psychiater Ärzte fahren nicht häufiger zu schnell mit dem Auto als die Restbevölkerung. Wenn aber einer mit unerlaubt hoher Geschwindigkeit gestoppt wird, handelt es sich am ehesten um einen Psychiater, so eine US-Studie aus Florida. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit Abstand Chirurgen und Internisten. Radiologen zählen zu den Langsamen. Rasen im Luxusauto hingegen ist typisch für Kardiologen. Quelle: www.aerzteblatt.de, 23.12.2019 Täglich bekommen PatientInnen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufge- tischt: Frisch publiziert Cysteine oxidation triggers amyloid fibril formation of the tumor suppressor p16INK4A. Göbl, C; Morris, VK; van Dam, L; Visscher, M; Polderman, PE; Hartlmüller, C; de Ruiter, H; Hora, M; Liesinger, L; Bir- ner-Gruenberger, R; Vos, HR; Reif, B; Madl, T; Dansen, TB. Redox Biol. 2019; 28: 101316-101316. [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/fodok/pub?id=31539802 Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Die Krankheitsursache für Myeloproliferative Neoplas- ien (MPN) liegt in zufälligen Genveränderungen, die in den Blutstammzellen zu Fehlfunkti- onen führen. „Je nachdem, wel- che Blutzellreihe betroffen ist, spricht man von Polyzythämia vera rubra (PV, rote Blutkör- perchen), essentieller Throm- bozythämie (ET, Blutplättchen) oder primärer Myelofibrose (MF, gesteigerte Bildung von Bindegewebsfasern im Kno- chenmark der Patientinnen und Patienten), erklärt Andreas Reinisch von der klinischen Abteilung für Hämatologie der Med Uni Graz. Zur Erforschung der MPN wurde Andreas Reinisch kürzlich ein Projekt seitens des Wissenschaftsfonds FWF im Umfang von 400.000 Euro bewilligt. JAK2-Genmutation „In den allermeisten Fällen von PV und etwa der Hälfte aller ET- und MF-Erkran- kungen kann eine Mutation im JAK2-Gen (JAK2V617F) nachgewiesen werden“, er- klärt Reinisch. JAK-Proteine dienen als Informationsüber- mittler zwischen Rezeptoren auf der Zelloberfläche und Si- gnalmolekülen innerhalb der Zelle. Durch die Genmutation kommt es fälschlicherweise zur dauerhaften Aktivierung des Signaltransduktions- weges, was wiederum zu einer ungebremsten Zellvermeh- rung führt. „Bis heute konnte die Wis- senschaft allerdings noch nicht klären, warum dieselbe JAK2-Mutation drei klinisch unterschiedliche Krankheits- bilder hervorrufen kann“, er- gänzt Reinisch. Daher liegt sein Forschungsziel darin, sowohl die generelle Rolle von JAK2V617F in menschlichen Zellen, als auch insbesondere deren Beitrag zur Krankheits- entstehung zu untersuchen. Therapieoptionen finden Dabei setzen Reinisch und sein Team auf die CRISPR/ Cas9-Technologie, um die JAK2V617F-Mutation gezielt in gesunde humane Blut- stammzellen einzubringen und danach die funktionellen Auswirkungen auf die Zellen zu untersuchen. Dazu verwenden die Grazer Forscher ein Mausmodell, das es erlaubt, genetisch verän- derte menschliche Zellen in einem lebenden Organismus zu untersuchen. Bei diesem Xenotransplantationssystem werden die manipulierten humanen Zellen in immun- supprimierte Mäuse trans- plantiert und die Entwicklung von MPNs untersucht. „Im Forschungsprojekt werden wir die Rolle von JAK2V617F und die zu Grunde liegenden biologischen Mechanismen in der Entstehung unter- schiedlicher MPN intensiv erforschen“, so Reinisch. Die Untersuchungsergebnisse sollen dazu beitragen, neue therapeutische Strategien für die Behandlung von MPN zu entwickeln. Weitere Informationen und Kontakt Dr. Andreas Reinisch, PhD Universitätsklinik für Innere Medizin Klinische Abteilung für Hämatologie Medizinische Universität Graz Tel.: +43 316 385 30163 a.reinisch@medunigraz.at Myeloproliferative Neoplasien: Grazer Wissenschafter setzen auf die „Gen-Schere“ Bei den derzeit meist unheilbaren Myeloproliferativen Neoplasien produziert das Knochenmark vermehrt reife Blutzellen. An der Med Uni Graz wird die Entstehung von MPN erforscht, um neue Therapien anbieten zu können. FORSCHUNG STEIERMARK Fotos: MUG, Creativ Collection Dr. Andreas Reinisch, PhD

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