AERZTE Steiermark | Oktober 2019
ÆRZTE Steiermark || 10|2019 17 was gesund ist, aber man muss ihnen ein Aha-Erlebnis bieten, dass sie dieses Wissen auch auf sich persönlich beziehen.“ Zwei Drittel der Kurgäste sind übergewichtig, doch damit konfrontiert sie Veith-Gruber nicht gleich bei der Erstun- tersuchung. In Kooperation mit den Therapeutinnen und Therapeuten lässt sie die Men- schen lieber an konkreten Bewegungen spüren, wo sie das überschüssige Gewicht einschränkt. Oder dass der Blutdruck nach dem Nordic Walking wirklich niedriger ist. Was sie predigt, lebt sie selbst konsequent vor, und darum war es ihr auch so wichtig, für die Zeit ihrer Elternkarenz eine Nachfolgerin zu finden, die ebenso sportbegeistert ist wie sie selbst: Alena Aigels- reiter. Damit diese die Ka- renzvertretung übernehmen konnte, mussten allerdings erst vertragliche Änderungen vorgenommen werden, denn davor waren Neurochirurgen und -chirurginnen nicht als Kurärzte zugelassen. „Aber wieso soll jemand, der bei Kreuzschmerzen an der Wir- belsäule operieren kann, nicht auch Leute mit Kreuzweh behandeln dürfen?“, fragte Veith-Gruber. So hartnäckig, bis der Vertrag angepasst war. Profi nebenberuflich Grenzen zu überschreiten gehört für Lisa Veith-Gru- ber ganz einfach zum Leben. „Mich reizt alles, was nicht so einfach ist“, bekennt sie. Beharrlichkeit hat sie auch auf dem Skateboard gebraucht: „Da misslingt ein Trick 50 Mal, bevor er einmal gelingt, dann funktioniert er wieder 20 Mal nicht, bevor er wie- der geht. Man muss einfach dranbleiben, weil auf dem Skateboard ist die Lernkurve extrem flach.“ Veith-Gruber ist heute nicht nur Präsiden- tin des Grazer Skateboard- vereins, sondern auch bei den Austrian Bowl Masters meist unter den ersten Dreien. „Bowl“, also das Skaten in runden Vertiefungen (ur- sprünglich trockengelegten Swimmingpools), mag sie lie- ber als „Street“, weil dabei die Gelenke nicht so strapaziert werden. Auf dem Surfbrett – beim Wellenreiten – war sie drei- mal österreichische Meisterin und einmal Vize; auf dem Snowboard bei den Wettbe- werben als zumeist Älteste oft unter den ersten Dreien. „Die Sponsoren sind dann einfach so auf mich zugekommen“, erinnert sie sich an den Be- ginn ihres Quasi-Profidaseins. „Und ich hatte es dabei immer leicht, weil ich nie vom Sport leben musste.“ Die Frage, welches Board ihr nun das liebste sei, beant- wortet sie mit einem Lachen. „Immer das, auf dem ich ge- rade stehe. Zum Surfen muss man ja weit reisen, da weiß man die Möglichkeit, den Sport auszuüben dann mehr zu schätzen. Aber ich mag alle drei gleich gern.“ Das schätze sie besonders am Le- ben in Österreich, dass es hier Jahreszeiten gibt und man zwischen den Sportarten switchen könne. Ausbildnerin für Surfärzte Die optimale Synthese zwi- schen ihrem Arztsein und zu- mindest einer Art von Board- sport ist Lisa Veith-Gruber als Surfärztin und Mitini- tiatorin und -organisatorin der internationalen Surfärzte- Ausbildung gelungen. All- jährlich – abgesehen von ihrer heurigen Babypause – fährt sie eine Woche nach Portugal, wo der Ausbildungslehrgang stattfindet. Wenn sie davon erzählt, springt der Funke der Begeisterung sofort über: von den praktischen Lernsze- narien am Strand, der inten- siven Zusammenarbeit mit den Lifeguards, den im Team erarbeiteten Standards und Guidelines für typische Surf- verletzungen wie Riff Cuts oder Haibisse … Zudem ha- ben die Surfärzte viele Anre- gungen aus der Wilderness medicine übernommen – wie man in der Einöde mit primi- tivsten Hilfsmitteln ärztliche Hilfe leistet. Lisa Veith-Gru- ber selbst ist beim Surfarzt- Kurs immer live dabei, unter anderem als Schauspielerin, um verunfallte Surfer zu mi- men – nur eine der vielen Rollen in ihrem actionreichen Leben. Fotos: Klaus Listl, Jakob Polacsek ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST Ärztin und Board-Akrobatin Lisa Veith-Gruber als Skaterin (Salzburg) und Surferin. Sie bildet auch Surf- Ärztinnen und -Ärzte aus. „… ich bin immer noch dabei.“ Lisa Veith-Gruber
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