AERZTE Steiermark | Oktober 2019
ÄRZTIN IM BESONDEREN DIENST geht auch nebenbei, Medizin nicht“. Doch dann ist der Sport dazwischengekommen – die drei Boards – und heute meint Veith-Gruber, die Zeit für die Kunst könne ja später noch kommen, wenn sie zu alt für die Boards geworden sei. Einstweilen bemalt sie das eine oder andere Board. Bis zum Studienende hin wollte sie Plastische Chirurgin werden, Kunst in der Medizin machen sozusagen, jedenfalls „etwas mit den Händen“. Doch dann kam der Turnus. „Ich habe auf vielen Chirurgien gearbeitet und dabei ist mir der Wunsch vergangen. Die Nachtdienste auf der Unfall- chirurgie ... Ich habe schon nach fünf Monaten gemerkt, wie man abstumpft, wenn man im Nachtdienst allein ist und die Ambulanz übervoll. Dann werden aus den Men- schen Nummern – und so wollte ich nie Ärztin sein.“ Im Anschluss an den Turnus waren ohnehin sechs Monate Bali angesagt – mit ganz, ganz viel Surfen. Dass sie danach eine Stelle als Kurärztin in Köflach antreten würde, war nicht unbedingt Teil ihres Le- bensplans. „Ich habe zunächst primär einen Job gesucht, wo ich auch genügend Zeit für URSULA SCHOLZ Im Anfang eroberte Lisa Veith-Gruber das Wasser. „Zum Surfen, damals noch Windsurfen, haben mich mei- ne Eltern mit zehn Jahren im Urlaub gebracht. Die anderen Boards sind vergleichsweise spät dazugekommen: Mit 17 das Snowboard, mit 20 dann das Skateboard. Die meisten fangen zwar früher an – aber ich bin immer noch dabei“, erzählt die heute 42-Jährige, deren Fitness wohl nur we- nige Gleichaltrige erreichen. Für eine Boarderin ist 42 schon ein biblisches Alter, aber Veith-Gruber steht nicht nur noch präsentabel auf den diversen Brettern, sondern gewinnt dabei auch noch Wettbewerbe. So wurde sie im heurigen Sommer, nur drei Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lea, vom Bowl Riders Club zum „Best female meine Hobbies haben würde“, erzählt Veith-Gruber. „Erst im Laufe der Zeit ist mir be- wusst geworden, wie viel Ver- änderung in diesen drei Wo- chen Kur möglich ist und dass die Kurmedizin ja gänzlich unterschätzt wird.“ Und so wurde aus Veith-Gruber eine leidenschaftliche Kurärztin mit großer Innovationskraft. Nur nicht halbherzig Denn lauwarm und halbher- zig funktioniert so gar nicht bei Lisa Veith-Gruber. Was sie macht, geht sie mit Passion an, egal ob es der Boardsport ist, bei dem sie anfangs auch Nie- derlagen überwinden musste, oder die Kurmedizin, wo es ihr nicht nur gelungen ist, vor vier Jahren zur ärztlichen Leiterin aufzusteigen, sondern auch ihr eigenes Lifestyle- Modifikationsprogramm zu implementieren. An der Kur- medizin schätzt sie die Gele- genheit, den gesamten Men- schen zu behandeln, nicht nur das Knie, und das über volle drei Wochen. „Da lässt sich so viel gegen die klassischen Neuzeit-Erkrankungen tun. Auch präventiv. Die meisten Menschen wüssten ja ohnehin, Skater“ des Jahres 2019 gekürt. Den Preis hat sie gleich dem gesamten „Mädels-Team“ ge- widmet. Den aktiven Board- sport auch für Frauen zu öff- nen – „nicht nur als Deko der skatenden Burschen“ – war ihr immer schon ein Anliegen, und so lag sie beispielsweise den Münchener ISPO Mini- ramp-Contest-Veranstaltern immer wieder in den Ohren, bis es eine eigene Wertung für Skaterinnen gab. Kunst in der Medizin Ärztin wollte sie schon im- mer werden – und hat in der Volksschule den Freundinnen diverse „Cremchen“ verord- net. Ihr Vater, niedergelas- sener Radiologe in Graz, hat leise hinterfragt, ob sie sich das wirklich antun wolle. Sie wollte. Nur ein kurzes Zö- gern, ob sie sich nicht der Malerei widmen sollte, „aber ich habe mir gedacht, Kunst „Mich reizt, was nicht einfach ist” Kurärztin Lisa Veith-Gruber braucht in der Freizeit ein Board unter ihren Füßen. Welche Materie sich unter dem Board befindet – Wasser, Schnee oder Beton – ist da schon zweitrangig; siegreich ist sie in allen drei Sparten. 16 ÆRZTE Steiermark || 10|2019 Foto: Christian Riefenberg Veith-Gruber auf Schnee (Hochkönig 2018)
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