AERZTE Steiermark | Mai 2018

6 ÆRZTE Steiermark  || 05|2018 Eiko Meister Der RSG im konkreten Praxistest Im Vorjahr wurde der Regionale Strukturplan Gesundheit mit dem Planungsziel 2025 und indirekt sogar 2035 mit feierlichen Worten und viel Pomp aus der Taufe gehoben. Nun geht es aber darum, ihn auch auf die Straße zu bringen, praktisch lebbar zu machen. Damit das gelingt, muss eine ganze Menge sehr kon- kreter Fragen sehr konkret beantwortet werden. Eine reine Reform mit Rasenmäher und Ta- schenrechner wird diesem Anspruch aber nicht gerecht. Wenn jetzt die Verordnungen vorbereitet werden, müssen sich die Planer den Mühen der Realität unterziehen. Sie müssen spezifische Bedenken ernst nehmen, sie müssen sich mit denen ausein- andersetzen, die an verschiedensten Orten, unter den veränderten Rahmenbedingungen versorgen oder auch Versorgung in Anspruch nehmen. Sie müssen vielfältige Aspekte in die Planung einbeziehen, die in der ersten Euphorie viel- leicht nicht bedacht wurden. Zum Beispiel die äußerst wichtige Frage, was Bettenreduktionen für die fachärztliche Ausbildung bedeuten. Ob unter den Bedingungen sehr kleiner und „multi­ funktionaler“ Abteilungen Ausbildung in der notwendigen Qualität überhaupt noch möglich sein kann. Diejenigen, die solche Bedenken äußern, tun das nicht, weil sie Veränderungen in Bausch und Bo- gen ablehnen. Sie tun es, weil sie die Folgen von Veränderungen auf allen Ebenen mitbedenken und Begleiterscheinungen berücksichtigt sehen wollen. Nach der Zeit der ex-cathedra-Verkündigungen ist jetzt die Zeit des Dialogs und der detaillierten Diskussionen gekommen. Nur Planungen, die auch diese Phase gut überstehen, sind gelungene Planungen. Vizepräsident Dr. Eiko Meister ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. INTRA KONT A Die Zusammenlegung von Gesundheit und Sozialem, wie sie im Regierungsprogramm steht, macht insofern Sinn, als viele soziale Agenden mit Gesundheit zu tun haben, z. B. in der Pflege. Probleme aber werden ent- stehen, weil dieses Ministerium extrem groß und daher sehr schwierig zu leiten ist. (…) Manche Bereiche wie Klinische Pharmazie in Kranken- häusern werden im Programm sehr genau behandelt, bei anderen hat man den Eindruck, hier wurde mit großer Hast und recht allgemein gearbeitet, z. B. wie man die 22 bestehenden Sozialversicherungsträger zusammenlegen will. Es fällt stark auf, dass keine Refe- renz auf die Gesundheitsreform enthalten ist. Ein paar Dinge sind unterschwellig und sehr diskussionswürdig. Es steht z. B. drinnen, der Bund soll eine viel stärkere Rolle innerhalb der Sozialversicherungen bekommen – mit einer Art Verwaltungsrat. Da hat sich in Frank- reich gezeigt, dass die Schwierigkeit entsteht, dass man noch mehr Komplexität in das System bringt … Bei der Zusammenlegung von Kassen kommt es auf die Details an. Bei kleinen Betriebskrankenkassen hat man etwa den Vorteil, dass die Verwaltung von den Betrieben selbst übernommen wird. Es fallen hier dann keine Kosten weg, sondern es entstehen welche, weil die Versicherten von der „österreichischen Krankenkas- se“ verwaltet werden müssen. Statt von vornherein zu sagen, wir brauchen genauso soviele Kassen, sollen sich die Kassen in einen internen Wettbewerb stellen, wo sie sich in ihrer Qualität gegenseitig beweisen müssen. Und dann erst wird man draufkommen, wo man wirklich et- was einsparen muss. Zwischen Sachleistungsprinzip und bösem Neo-Liberalismus gibt es etwas dazwischen. Ein gewisses Unternehmertum/Innovation gehört dazu, das man sich im Gesundheitswesen zunutze machen soll. Was wirklich gelingen muss: Die Sozialversiche- rung soll kein Verwalter, sondern ein Gestalter sein. Dr. Thomas Czypionka ist stellvertretender Direktor des Instituts für Höhere Studien und Leiter der Forschungs- gruppe Health Economics und Health Policy. Der Text ist die Mitschrift eines Statements bei einer Diskussion der „Weißen Wirtschaft“ zum Gesundheits- programm der Regierung im Jänner 2018. Thomas Czypionka Sozialversicherung soll Gestalter sein  2

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