AERZTE Steiermark | Mai 2018
ÆRZTE Steiermark || 05|2018 39 ANGESTELLTE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Die Gesamtzahl der Akut- betten wird von 6.708 (2014) auf 5.984 sinken. Das ist das bekannte Ziel des RSG. Um dieses Ziel erreichen zu kön- nen, werden die ambulanten Strukturen gestärkt. So steht es – etwas wortreicher – im RSG. Gleichzeitig werden Strukturen multifunktional eingesetzt. „Anlassbezogene“ Nutzung ist das Zauberwort. Soweit, so klar und grund- sätzlich nachvollziehbar. Im Detail gibt es aber viele Un- klarheiten und Zweifel. Sie alle zu diskutieren, würde den Rahmen eines Überblicks- beitrags sprengen. Aber ex- emplarisch soll dargestellt werden, wie der RSG offen- bar mit Taschenrechner und Rasenmäher über Regionen drüberfährt. Beginnen wir mit der Pallia- tiv- und Hospizversorgung, einem menschlich höchst sen- siblen Thema. Hier ist eine Erhöhung von 48 auf 58 stati- onäre Palliativbetten geplant. Dazu kommen zusätzliche Hospizbetten bzw. -plätze: Aus 12 werden 30. Die Stei- gerungen finden aber (wenn man nur die Palliativbetten betrachtet) in der Region Graz und in der Region West-/ Südsteiermark statt. In den anderen vier Regionen sollen die Zahlen konstant bleiben bzw. sind sogar Senkungen vorgesehen. In der Region Liezen waren es 2014 vier Palliativbetten. Und genau diese vier Betten finden sich auch im RSG 2025. Da kann man wohl nur von einer Stagnation auf sehr niedrigem Ni- veau sprechen. In der westlichen Obersteier- mark geht die Zahl laut Planung von acht auf sechs sogar hinunter. Noch ein Beispiel sei he- rausgegriffen: die Chir urgie. Hier sinkt die Gesamt- zahl von 922 auf 578 Betten – eine, vorsichtig formuliert, ambitionierte Reduktion um mehr als ein Drittel. Abgese- hen davon, dass gleichzeitig die chirurgischen Kassen- planstellen wegfallen, betrifft diese Kürzung etwa auch die wachsende und schon jetzt nicht überversorgte Re gion Graz – hier beträgt das geplante Minus nahezu ein Viertel. In der Region Liezen macht sie sogar 38 Prozent aus. In der östlichen Obersteiermark kommt es zu einer Halbie- rung, ähnliche Zahlen gibt es auch für die anderen Re- gionen. Manches lässt sich wohl mit der negativen Bevöl- kerungsentwicklung begrün- den. Im Großraum Graz aber greift dieses Argument nicht. Die planerischen Versprechen der Erweiterung im extramu- ralen Bereich sind in diesem Zusammenhang vor allem eines: Versprechen, die man glauben muss. Vielfach sind die Abpufferungen durch an- dere Strukturen in den kon- kreten Zahlenwerken nicht erkennbar. Die Bettenkür- zungen sollen aber sehr bald verordnete Realität werden. Dazu kommt eine Frage, die in der RSG-Planung bisher offenbar noch keine Über- legung wert war: Wie las- sen sich Reduktionen mit der Ausbildung in Einklang bringen? Wenn es im auf regionaler Ebene umstrittenen „LKH Ennstal“, das ja aus medizi- nischer bzw. Versorgungs- sicht durchaus gut argumen- tierbar ist, nur mehr 15 gynä- kologische Betten geben soll (derzeit 20), stellt sich die Fra- ge, wie unter diesen Umstän- den eine reguläre, fundierte Facharztausbildung möglich bleiben soll. Zusammengefasst: Es gibt hier an verschiedenen Stellen Kürzungsvorhaben, die Aus- bildung nahezu unmöglich machen und die medizinisch nicht mehr beherrschbar er- scheinen. Wobei die ange- führten Beispiele tatsächlich nur Beispiele sind. Es gibt darüber hinaus ähnliche Fra- gestellungen auch in einigen anderen Bereichen, konkret in der Inneren Medizin. Aus dem RSG vom grünen Tisch muss vor Beschluss über die Umsetzungsverord- nungen unbedingt ein leb- barer Plan werden. Und der kann nur unter intensiver Mitwirkung derer erfolgen, die den Plan leben müssen, nämlich der in diesen Struk- turen arbeitenden Ärztinnen und Ärzte. RSG: Kürzen nach Schema F? Der im Vorjahr vorgestellte Regionale Strukturplan Gesundheit 2025 wirkt in Summe nachvollziehbar. Um die Einsparungsziele zu erreichen sind aber – bezogen auf die ein- zelnen Planungsregionen – mechanistische Kürzungen vorgesehen, die nicht ohne ein- schneidende Qualitätsverluste für die Bevölkerung bleiben werden. Ein wenig mehr Reali- tätsnähe wäre dringend angebracht.
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