AERZTE Steiermark | April 2018
24 ÆRZTE Steiermark || 04|2018 SUBSTITUTION phrenen Formenkreis bis hin zu hyperkinetischen Stö- rungen und darüber hinaus. Hauptaugenmerk bei den somatischen Begleiterkran- kungen wird in der I.K.A. auf Infektionserkrankungen gelegt, hier in erster Linie auf Hepatitiden. HIV wird eben- falls getestet, tritt aber nur äu- ßerst selten auf. Drogenkon- sumentInnen gehören zu der Hauptrisikogruppe für Hepa- titiden, was die Zahlen auch eindrucksvoll belegen: Von 354 erfassten PatientInnen konnten 329 zur Screening- diagnostik motiviert werden. Der Anteil an Hep-C AK pos. unter den Getesteten liegt bei 76,8 %. Rund die Hälfte der AK pos. Getesteten zeigt einen positiven PCR- Befund. Diese PatientInnen haben also eine floride, in den aller- meisten Fällen chronifizierte MICHAEL HIDEN Opioidabhängige Patient Innen stellen den Behandler vor viele Herausforderungen. Die Komorbiditäten sind mannigfaltig. Sowohl psychi- atrische als auch somatische Begleiterkrankungen sind oft zu finden. Das eine erschwert häufig die Diagnostik und das andere die Therapiemotiva- tion. Dennoch ist es möglich, im geeigneten Setting beide Schwierigkeiten zu lösen. Am Beispiel der Hepatitis C soll hier gezeigt werden, wie es gelingen kann, mehrfach er- krankte PatientInnen einer hochschwelligen Behandlung zuzuführen. Die Interdisziplinäre Kontakt- und Anlaufstelle (I.K.A.) in Graz besteht nunmehr seit sechs Jahren. Sie bietet den PatientInnen umfassende psychosoziale und medizi- Hepatitis C. Diese Erkran- kung hat unbehandelt eine infauste Prognose. Wie kann es gelingen, schwer- kranke, psychosozial schlecht integrierte PatientInnen in Richtung Therapie zu moti- vieren? Das ist gar nicht so schwierig. Durch repetitive Motivationsarbeit aus einer tragfähigen Arzt-Patienten- Beziehung heraus kann die Mehrzahl der PatientInnen einfach zur Screening-Dia- gnostik bewogen werden. Die Diagnostik sollte neben der Hepatitis-Serologie auch den direkten Virusnachweis mittels PCR-Untersuchung beinhalten. Die Behand- lung hat durch die neuen zur Verfügung stehenden Medi- kamente auch deutlich an Schrecken verloren. Sie ist gut verträglich und hat sehr gute Erfolgsaussichten. nische Suchtkrankenversor- gung. Im interdisziplinären Setting – aus Sozialarbeit, Psychologie, Krankenpflege und Allgemeinmedizin be- stehend – kann auf die kom- plexen Problemstellungen der PatientInnen gut und indi- viduell eingegangen werden. Die medizinische Aufgabe be- steht zum einen in der sucht- medizinischen Behandlung der Opioidabhängikeit sowie aller weiteren Abhängigkeiten und zum anderen in der allge- meinmedizinischen und psy- chiatrischen Behandlung von Begleiterkrankungen. Die Bandbreite an Komorbi- ditäten ist groß. Der Groß- teil der PatientInnen leidet an psychiatrischen Erkran- kungen. Angeführt werden diese von Persönlichkeits- störungen, gefolgt von af- fektiven Störungen über Er- krankungen aus dem schizo Hochschwellige Behandlung kann gelingen Therapiemotivation bei multimorbiden PatientInnen – am Beispiel Hepatitis C bei Opioidabhängigen.
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