AERZTE Steiermark | April 2018
14 ÆRZTE Steiermark || 04|2018 SERIE Arzt im besonderen Dienst lichte erstmals die integrative Verarbeitung medizinischer Daten. „Es war eine faszinie- rende Aufbruchsstimmung“, so Metnitz. Die digitalen Verarbeitungsmöglichkeiten eröffneten eine neue Welt: Erstmals konnten Daten von unterschiedlichen Messgerä- ten und -orten kombiniert und daraus neue Informati- onen gewonnen werden. Ge- rade im Bereich der Intensiv- medizin entstanden dadurch ganz neue Technologien und Möglichkeiten. Dennoch, so Metnitz, bedeute Intensiv- medizin trotz des vielfältigen Einsatzes von Technik im- mer, den Patienten in seiner Gesamtheit wahrzunehmen: „Wir Intensivmediziner sind täglich gefordert, unsere Pa- tienten genau und in allen Aspekten anzusehen. Technik kann uns dabei unterstützen, den persönlichen Kontakt und die klinische Untersu- chung aber nie ersetzen.“ „Echte Revolution“ Studiert hat Metnitz nicht nur Medizin, sondern parallel dazu Kommunikationswis- senschaften und Anthropolo- gie. „Einerseits hatte ich ein originäres Interesse an Kom- munikation und andererseits verfolgte ich die Idee einer U. JUNGMEIER-SCHOLZ „Eigentlich wollte ich ja von Kindheit an Landarzt wer- den“, erzählt Philipp Metnitz. Heute leitet er allerdings die größte Abteilung eines stei- rischen Spitals, nämlich jene für Allgemeine Anästhesiolo- gie, Notfall- und Intensivme- dizin am Grazer Klinikum. Mehr als 75 Ärztinnen und Ärzte umfasst sein Team. Für das Landarzt-Dasein spra- chen die Affinität des Gar- tenliebhabers zur Natur und seine Freude daran, im Freien zu sein. Zwar ist Metnitz, Jahrgang 1962, in Wien aufge- wachsen; die allerdings über- wiegend in der Steiermark und in Kärnten beheimatete Familie hat ihm aber auch ländliche Gegenden vertraut gemacht. „In die Klinikkar- riere bin ich dann einfach hineingestolpert.“ Schrittma- cher waren der Zufall und seine Computerkenntnisse. Faszination Intensiv medizin und Technik Kurz vor Studienende ab- solvierte Metnitz eine Vor- lesung, zu deren Abhaltung kurzfristig ein Intensivme- diziner eingesprungen war. Der trockene Humor und die Klarheit, mit der schwierige Themen rund um lebensbe- drohliche Erkrankungen vor- gebracht wurden, begeisterten ihn. Interessierte erhielten im Anschluss an die Vorle- beruflichen Backup-Lösung. Kommunikation im weitesten Sinne hat mich immer schon interessiert.“ De facto ver- diente er sich sein erstes Geld während des Studiums mit seinen IT-Kenntnissen. Während seiner Studienzeit revolutionierte die elektro- nische Kommunikation aber auch den Wissenserwerb in der Medizin. „Mittels MED- line, damals noch auf CD- Roms, konnte man erstmals abseits von Bibliotheken auf die aktuelle Forschungslitera- tur der ganzen Welt zugreifen. Das war eine echte Revolution!“ Man erhielt erstmals Zugang zu weltweitem Wissen über seinen Fachbereich – ganz neue Grundlagen für For- schungsprojekte entstanden. Grundlegend umgestaltet wurde zudem die Dokumen- tation der ärztlichen Ar- beit. „Anfangs haben wir ein Protokollbuch geführt und am Ende des Jahres gerade einmal gewusst, wie viele Patienten an der Station be- handelt worden waren. Über das Ergebnis, den Outcome, gab es damals aber eigentlich keine Information.“ Metnitz, mittlerweile in Ausbildung zum Facharzt für Anästhesi- ologie und Intensivmedizin, gründete eine interdiszipli- näre Arbeitsgruppe, um einen Dokumentationsstandard für Intensivmedizin zu formu- sung eine Führung durch die Intensivstation mit der Gele- genheit, die in der Vorlesung beschriebenen Sachverhalte aus der Nähe zu erleben. „Ich war so fasziniert, dass ich ab diesem Tag dort wissen- schaftlich mitgearbeitet habe“, erzählt Metnitz. In Zeiten der Ärzteschwemme konnte Met- nitz in diesem Umfeld nicht nur mit seinem Engagement, sondern auch mit seinen Kenntnissen in elektronischer Kommunikation punkten; ein deutlicher Impuls für seine ärztliche Karriere. Die Welt der Technik hatte ihn schon immer interessiert. Als Metnitz nach dem Zivil- dienst zu studieren begann, kündigte sich gerade die Re- volution der elektronischen Kommunikation an. Zur Er- innerung: Es war jene Zeit, als Personal Computer auf breiter Basis erhältlich wurden und erstmalig Informationsverar- beitung in vielen Bereichen möglich machten. Metnitz kaufte sich bald einen eigenen Computer. „Hauptsächlich, weil ich nicht so gut Ma- schineschreiben konnte und meine Tippfehler so einfacher ausbessern konnte.“ Auch in der Medizin hielt der Com- puter Einzug und ermög„Das Pendel sollte wieder mehr in die Mitte schwingen“ Sein Studium der Kommunikationswissenschaften absolvierte Inten- sivmediziner Philipp Metnitz aus Interesse an der Thematik. Die dadurch erworbene Kompetenz in (elektronischer) Kommunikation erwies sich je- doch später als wegweisend für seine ärztliche Karriere. „In Zukunft werde ich sicher noch vorsichtiger mit Medien umgehen.“
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