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Die Stimme, der Spiegel unserer Persönlichkeit


Wir nützen sie täglich und wissen doch so wenig über sie – unsere Stimme. Was wir tun können, um ihr mehr Klang, Fülle und Durchsetzungsvermögen zu verleihen, und wie wir sie bis ins hohe Alter fit halten können, verrät Petra Rudolf. Sie ist als Sängerin, Moderatorin und Stimmtrainerin selbst „Stimm-Arbeiterin“.

Die Stimme ist das persönlichste Ausdrucksmittel eines Menschen. Sie ist einzigartig und unverwechselbar wie wir selbst. Sie spiegelt unsere physische und psychische Verfasstheit, unsere STIMM-ung, wider. Sie lässt hören, wie wir in der Welt stehen und uns selbst und anderen zu-STIMM-en. Die Stimme war evolutionsbiologisch vor der Sprache, daher ist sie viel tiefer mit unserer Gesamtpersönlichkeit und unseren Emotionen verbunden. Immer lässt sie die augenblickliche Befindlichkeit hören, ob wir übermütig, traurig, zornig etc. sind. Und sie ist natürlich geprägt von der Lebensgeschichte mit allen Erfahrungen, die ein Mensch gemacht hat. Immer spricht und singt der ganze Mensch.

Gute Stimme bevorzugt

Umfragen belegen, dass mehr als 90 Prozent aller PersonalentscheiderInnen BewerberInnen mit guter Stimme – bei gleicher Qualifikation – vorziehen. Mehr als 90 Prozent aller Kommunikation passiert mit Stimmklang und Körpersprache.

150.000 Einzelentscheidungen pro Sekunde

Die Stimm- und Sprechbewegungen sind die komplexesten Bewegungsmuster, zu denen ein Mensch fähig ist. Während des Sprechens müssen pro Sekunde rund 150.000 Einzelentscheidungen vom Gehirn getroffen werden. Und während einer 30-minütigen Rede berühren unsere Stimmbänder einander fast eine halbe Million Mal. Unsere Stimmorgane sind kraftvoll und sensibel zugleich. Und unser Gehör, die Steuerungszentrale für alle stimmlichen Äußerungen, ist ein technisches Wunderwerk. Wollten wir es als Computer nachbauen, müsste es mindestens die Größe eines Kühlschranks (!) haben.

Die gute Nachricht – mitten in der Krise!

Was bedeutet das für die Praxis? Je trainierter und farbenreicher meine Stimme, je lockerer und aufgewärmter mein Körper, das „Instrument“, umso eher werde ich mit meiner Botschaft beim Gegenüber auch wirklich ankommen. Wärme überträgt sich – buchstäblich.
Die gute Nachricht, wir können jederzeit damit beginnen, unsere Stimme zu trainieren, unabhängig vom Alter. Für die große Opernkarriere wird es vielleicht nicht mehr reichen, doch können wir die Sprechstimme ge-HÖR-ig optimieren.

Singen bringt Farbe ins Leben

Nur Mut! Singen Sie. Sie können es. Singen ist mein persönliches Über-Lebens-Mittel und bringt ganz viel Farbe auch in unsere Sprechstimme.

Tipps für Ihre Stimme

Am Anfang steht der Wille zur Veränderung.
Eine Stimmanalyse durch einen autorisierten Voice Coach / eine Stimmtrainerin gibt Ihnen gezieltes Feedback, was Sie für Ihre Stimme tun können.
Zu aller erst wecken und wärmen Sie Ihre Stimme auf:
Dehnen und gähnen – räkeln Sie sich schon in aller Frühe und gähnen Sie herzhaft und laut – spüren Sie die tiefe Atmung beim Gähnen.
Seufzen Sie mit einem innerlichen „Gott sei Dank!“ – Achten Sie auf den Moment danach.
Summen und brummen Sie vor sich hin – sagen Sie mmmmh, wenn etwas besonders gut duftet oder Ihnen schmeckt – wenn Sie mmmh sagen, regenerieren Sie Ihre Stimme nachhaltig und sind gleichzeitig auf Ihrem Eigenton. Klopfen Sie sich wie ein Gorilla an die Brust und sagen Sie aaa-eee-iii-ooo-uuu und hören Sie sich selber zu - Sie werden sehen und hören, es macht sehr viel Spaß!
Klopfen Sie anschließend Ihren gesamten Körper ab und tönen Sie dabei – das ist eine erfrischende Energie- und Klangdusche.
Rütteln und schütteln – schütteln Sie Ihren Körper durch, wenn Sie wollen zu flotter Musik, lassen Sie den Unterkiefer dabei ganz locker fallen.
Küssen und kauen – Küssen ist nachweislich ein sehr effektives Training für unsere Artikulationsmuskulatur, allerdings nicht immer besonders alltagskompatibel, daher versuchen Sie es mal mit Küsschenwerfen und Küsschen wegblasen.
Machen Sie intensive Kaubewegungen und beziehen Sie die Zunge mit ein. Etwa so, wie wenn ein Baby Brei isst.
Lernen Sie, reflektorisch zu atmen: Sagen Sie „Pssst“, wie wenn Sie jemanden zur Stille auffordern möchten, oder „fffh“ mehrmals hintereinander, wie wenn Sie Kerzen ausblasen.
Vielredner sollten zudem auf Milchprodukte weitgehend verzichten, da diese verschleimen.
Vier Stunden vor dem Schlafengehen sollten Rohkost und stark Säure bildende Nahrungsmittel nicht mehr verzehrt werden. Denn sonst steigt während der Nachtruhe zu viel Magensäure auf und greift die Stimmlippen (Stimmbänder) an. Dies ist die Ursache eines Drittels aller Kehlkopfentzündungen.
Verzichten Sie auf Nikotin und (zu viel) Alkohol, auch ein Übermaß an Kaffee trocknet die Schleimhäute der Stimmbänder aus.
Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser über den Tag verteilt.
Stöhnen, seufzen, gähnen Sie nach Herzenslust. Lassen Sie Urlaute hören. In einer Gruppe oder mit StimmtrainerIn geht es leichter und macht Spaß.
Wenn Sie heiser sind, niemals flüstern. Am besten schweigen und Stimme schonen, bis es wieder besser geht. Damit’s stimmt!

Noch ein guter Tipp von Petra Rudolf:

Vermeiden Sie es, sich zu räuspern. Stattdessen summen, schlucken oder gähnen Sie. Noch kurz vor einer aufregenden Präsentation können Sie mit einem zustimmenden mmmhhh im Small Talk gleichzeitig Ihre Stimme „ölen“.
Eine schlechte Rednerin/ein schlechter Redner kann den besten Inhalt zerstören – eine gute Rednerin/ein guter Redner kann auch schlechten oder mittelmäßigen Inhalt zum Funkeln bringen wie einen Brillanten!
Und: Profis reden mit sich selber laut! Profis hören sich selber beim Sprechen zu!

Wer Atem und Stimme regelmäßig trainiert, …

betreibt zudem effektives Stressmanagement und Burn-out-Prävention und steigert Lebensfreude und Kreativität! In diesem Sinn: viel Spaß mit Ihrer Stimme!


Mag.a Petra Rudolf ist Sängerin, Moderatorin und Voice Coach
petra.rudolf@stimme.at
www.stimme.at



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