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Gemeinsames Pressegespräch

Presseinformation: WKO und Ärztekammer: Leistung muss sich lohnen

Nach wie vor leiden weite Bereiche der Wirtschaft unter einem Fach- und Arbeitskräftemangel. Besonders betroffen ist der Gesundheitsbereich. Es mangelt nicht nur an qualifiziertem Pflegepersonal, sondern vor allem auch an Ärzten im Land. Aus diesem Grund schließen die WKO Steiermark und die steirische Ärztekammer eine Allianz für mehr Leistungsanreize. Ziel dieser sind Anreize für mehr Vollzeitbeschäftigung sowie ein längeres Arbeiten im Alter und mehr Flexibilität, was die Arbeitszeiten anbelangt.

In den vergangenen Monaten hat sich die konjunkturelle Lage massiv verschärft. Trotzdem kämpfen viele Bereiche der Wirtschaft nach wie vor mit einem massiven Fach- und Arbeitskräftemangel, das zeigt eine aktuelle Auswertung des WKO-Fachkräfteradars. Hierbei wird die Zahl der Arbeitslosen (ab Lehre) pro offene Stelle als Indikator herangezogen, das Ergebnis daraus ist die sogenannte Stellenandrangsziffer. Diese beträgt in der Steiermark mit Stand Oktober quer über alle Berufe nur 1,63. Eine äußerst geringe Durchschnittsquote, denn Werte unter 1,5 werden von den Experten der WKO als Mangel eingestuft. Aktuell ist das trotz Wirtschaftsflaute in über 100 Berufen der Fall, so zum Beispiel bei Köchen, Elektroinstallateuren aber auch bei Ärzten, Pflegern und in vielen anderen Gesundheitsbereichen. Hauptgrund dafür ist die nun immer stärker einsetzende Pensionierungswelle. Innerhalb von nur 15 Jahren hat sich der Anteil der über 50-jährigen unselbständig Beschäftigten in der Steiermark mehr als verdoppelt, und zwar von 69.000 auf über 151.000. Der Anteil der unter 25-Jährigen in den steirischen Firmen hat dagegen im selben Zeitraum von 72.000 auf 61.000 rapide abgenommen. Für die kommenden Jahre sagt die Statistik Austria – trotz Annahme eines fortwährenden Zuzugs – eine Abnahme der Erwerbsbevölkerung (15-64 Jahre) voraus. Dieser Schwund droht nicht nur zu einem Flaschenhals für jegliches Wirtschaftswachstum zu werden, sondern stellt auch die gesamte medizinische Versorgung des Landes vor enorme Herausforderungen.

Im Gesundheitsbereich gibt es aktuell 3.982 angestellte Ärztinnen und Ärzte (davon und 940 Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung und 2.377 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte (davon 917 mit ÖGK-Kassenvertrag, in Summe also 6.359 aktive Ärztinnen und Ärzte. Dazu kommen noch 422 so genannte Wohnsitzärzt:innen mit begrenzter Tätigkeit. 219 Ärztinnen und Ärzte gingen 2022 in Pension, 2023 waren es bisher 159.
Nicht besetzt sind derzeit 35 ÖGK-Stellen für Allgemeinmedizin (bei insgesamt 550 ÖGK-Vertragspartner:innen) und 17 Facharzt-Stellen (bei insgesamt 353).

Vor allem wenn parallel zu dieser Entwicklung auch der aktuelle Teilzeittrend anhält. Dieser führt bereits dazu, dass das Arbeitsvolumen trotz Alltime-High im Bereich der Beschäftigung sukzessive abnimmt. Konkret ist die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen seit 2017 bundesweit von 3,65 auf 3,73 Millionen gestiegen, das Arbeitsvolumen im selben Zeitraum aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden gesunken. Vor diesem Hintergrund schließen nun die WKO Steiermark und die steirische Ärztekammer eine Allianz für mehr Leistungsanreize. „Wir befinden uns inmitten eines demographischen Tsunamis, dessen Folgen für unsere Gesellschaft nach und nach sichtbar werden. Da auch noch eine 32-Stunden-Woche zu fordern, grenzt an politische Fahrlässigkeit“, mahnt WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Ähnlich sieht es auch Ärztekammer-Präsident Michael Sacherer: „Ärztinnen und Ärzte in Vollzeit kennen keine 32-Stunden-Woche, nicht einmal eine 40-Stunden-Woche. Für sie ist die Debatte darüber absurd und weltfremd.“

Die beiden Präsidenten setzen sich darum für mehr Leistungsanreize ein, die auf eine höhere Vollzeitbeschäftigung, ein längeres Arbeiten im Alter und mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten abzielen. Konkret gefordert wird:

  • Anreize für den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit: Vorgeschlagen wird ein „Vollzeitbonus“ in Form eines Steuerfreibetrags oder Absetzbetrags. Teilzeit- dürfe sich nicht länger gegenüber Vollzeitarbeit rechnen. Speziell im Gesundheitsbereich muss auch die Kinderbetreuung so verbessert werden, dass sie mit Vollzeitarbeit gut vereinbar ist.
  • Anreize für ein längeres Arbeiten im Alter: Die aktuelle Ankündigung der Bundesregierung ein – zumindest temporäres – Leistungspaket für längeres Arbeiten im Alter einzuführen, wird als erster wichtiger Schritt begrüßt. Diesen gilt es schnell umzusetzen, dauerhaft zu etablieren und weiter auszubauen. Wer in seiner Pension freiwillig in einem gewissen Ausmaß weiterarbeiten will, sollte weder Pensions- noch zusätzliche Krankenversicherungsbeiträge bezahlen und als Leistungsanreiz einen attraktiven Steuerfreibetrag bekommen. Im Gesundheitsbereich müssen auch Maßnahmen gesetzt werden, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, zuletzt ist es gelungen, die Zahl der Nachtdienste auf 2 ab dem 55. Lebensjahr und auf 0 ab dem 60. Lebensjahr zu senken.  
  • Anreize für flexibleres Arbeiten: Wer Überstunden leistet, sollte diese nicht für den Staat leisten. Gefordert werden mindestens zehn steuerfreie Überstunden pro Monat. Um die Teilnahme an so genannten Journaldiensten (Nacht und Wochenenden) in den Spitälern zu erhöhen, ist eine höhere Vergütung für jene, die mehr Dienste machen, sinnvoll. Dazu gibt es ein Konzept der Ärztekammer.

Graz, 14. November 2023


Rückfragehinweis:
Mario Lugger,  Referatsleiter Kommunikation 0664/81 79 282
Martin Novak,  0664 40 48 123 oder presse@aekstmk.or.at

 

Fotocredit: Foto Fischer




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